Das Klavierbuch zum Gotteslob

Einführung in das Klavierbuch zum Gotteslob

Tho­mas Gabri­el, Seligenstadt

Zum ers­ten Mal wird mit der Ein­füh­rung eines neu­en Gesang­bu­ches par­al­lel zum Orgel­buch ein Kla­vier­buch her­aus­ge­ge­ben. Ziel war es, spiel­ba­re, aber anspruchs­vol­le Sät­ze zu schaf­fen, die nicht ein bil­li­ger(?) Ersatz für die Orgel­sät­ze sind, son­dern dem Wesen des Kla­vie­res (nicht: Key­board!) ent­spre­chen, also mit den Kom­po­si­ti­ons­tech­ni­ken arbei­ten, die uns aus der gro­ßen, jahr­hun­der­te­al­ten Tra­di­ti­on der Kla­vier­mu­sik bekannt sind. So fin­den sich in die­sem Buch natür­lich Kla­vier­sät­ze zum Neu­en Geist­li­chen Lied, aber eben auch zu den uns ver­trau­ten Gesän­gen der letz­ten Jahr­hun­der­te, die durch den Kla­vier­satz oft einen ganz neu­en Akzent, eine neue Far­be bekom­men. Zu gre­go­ria­ni­schen Gesän­gen sind kei­ne Sät­ze erhal­ten, und für den Bereich des Stun­den­ge­be­tes und der Psal­mo­die sind die Sät­ze des Orgel­bu­ches her­an­zu­zie­hen: hier ist eine satz­tech­nisch über­ein­stim­men­de Tech­nik mög­lich. Der Her­aus­ge­ber hat sich aus meh­re­ren Grün­den zu die­sem zukunfts­wei­sen­den Schritt entschieden:

Es gibt immer mehr Got­tes­diens­te, die in klei­ne­ren Räu­men, in denen meist kei­ne Orgel vor­han­den ist, statt­fin­den (Grup­pen­got­tes­diens­te, Gemein­de­got­tes­diens­te im Win­ter, Fami­li­en­frei­zei­ten u.a.). Für die­se Ziel­grup­pe ist das vor­lie­gen­de Buch sicher­lich eine gro­ße Hil­fe, denn ein Kla­vier steht oft zur Ver­fü­gung; und trans­por­ta­ble E-Pianos mit heu­ti­ger Tech­nik sind wun­der­ba­re Instru­men­te, die dem Klang eines „ech­ten“ Kla­vie­res sehr nahe kommen.

Letzt­lich ist das Kla­vier ein Instru­ment, das immer öfter auch in unse­ren Kir­chen zu fin­den ist. Der Besin­nung auf die Viel­falt der Instru­men­te, die uns für die Lit­ur­gie zur Ver­fü­gung ste­hen, ist die­ses vor­lie­gen­de Buch zu ver­dan­ken. So kann man das Kla­vier (im ide­al­fall: den Flü­gel) natür­lich nicht nur für das Neue Geist­li­che Lied ein­set­zen, son­dern, son­dern auch für Lie­der und Gesän­ge aus Barock und Roman­tik, den Epo­chen, in denen die Kla­vier­mu­sik in ihrer größ­ten Blü­te stand. Auch die­ser groß­ar­ti­ge Schatz der „frei­en“ Kla­vier­mu­sik unse­rer gro­ßen Kom­po­nis­ten steht auf die­se Wei­se, über das vor­lie­gen­de Buch hin­aus, für die Gestal­tung des Got­tes­diens­tes zur Verfügung.

Das Neue Got­tes­lob soll ein Buch auch für häus­li­che Fei­ern sein. Die Sät­ze sind so kon­zi­piert, dass aus ihnen „lit­ur­gi­sche Kam­mer­mu­sik“ gespielt wer­den kann (s.u.) So ist im Ide­al­fall die gan­ze Fami­lie oder der Freun­des­kreis mit Flö­te, Gitar­re, Cel­lo, E-Bass und Gesang musi­zie­rend eingebunden

Struk­tur des Buches

Das Kla­vier­buch zum GGB hält zu den Lie­dern und Gesän­gen sowie dem Deut­schen Ordi­na­ri­um in der Regel ein Vorspiel/Intonation, einen Kla­vier­satz (Satz A) und ein Arran­ge­ment (Satz B) bereit. Für den Bereich des Stun­den­ge­be­tes, der Anti­pho­nen und der Gre­go­ria­nik gibt es kei­ne eige­nen Kla­vier­sät­ze, bei Bedarf muss hier auf das Orgel­buch zurück­ge­grif­fen werden.

Der Satz A ist meist der tech­nisch leich­te­re. Er dient zur Lied­be­glei­tung und folgt kla­vie­ris­ti­schen Stil­mit­teln (Akkord­bre­chun­gen, wech­seln­de Stim­men­zahl, osti­na­te Rhyth­men). Er ist mit Akkord­sym­bo­len ver­se­hen, die Gitar­ris­ten das Mit­spie­len ermöglichen.

Der Satz B ist als Arran­ge­ment ange­legt. Der Kla­vier­satz ent­hält nicht zwangs­läu­fig die Melo­die (die­se ist in einem drit­ten Sys­tem dar­über abge­druckt), so dass er sich noch frei­er - und meist tech­nisch anspruchs­vol­ler - ent­fal­ten kann. Die lin­ke Hand kann von einem Bassin­stru­ment mit­ge­spielt wer­den (Vio­lon­cel­lo, Fagott, Kon­tra­bass), die Akkord­be­zeich­nun­gen sind für Gitar­ris­ten, und die Melo­die im obe­ren Sys­tem ist für Solo­in­stru­men­te (Flö­te, Vio­li­ne, Oboe u.a.).

Das Vor­spiel ver­sucht, den Cha­rak­ter, Tem­po und Sti­lis­tik des fol­gen­den Gesan­ges dar­zu­stel­len. Die Vor­piel­län­gen unter­schei­den sich, oft sind auch Vari­an­ten ange­ge­ben, Beim Sanc­tus redu­ziert sich die Län­ge auf eine kur­ze Intonation.

Grund­sätz­lich sind die Kla­vier­sät­ze, wenn man sich in der Sti­lis­tik und der Gemein­de­be­glei­tung aus­kennt, durch­aus erwei­ter­bar. So sind Okta­vie­run­gen in der lin­ken Hand ein pro­ba­tes Mit­tel zur Füh­rung der sin­gen­den Gemein­de. Auch Auf­lö­sun­gen von Akkor­den in Arpeg­gi­en kann zu schö­nen Ergeb­nis­sen führen.

Das Kla­vier­buch betritt Neu­land und leis­tet damit Pio­nier­ar­beit. Das musi­ka­li­sche Gewand vie­ler Lie­der ist neu gestrickt und eröff­net span­nen­de Per­spek­ti­ven. Wir wün­schen uns einen krea­ti­ven, wei­ter­ent­wi­ckeln­den Umgang, damit das Kla­vier immer mehr als lit­ur­gi­sches Instru­ment ein­ge­setzt wird.

Beglei­tung von freirhyth­mi­schen Gesängen

Nicht-liedmäßige Gesän­ge erhal­ten durch das Kla­vier eine ganz neue Far­be. Durch den per­kus­si­ven Klang des Kla­viers und die Mög­lich­keit des Arpeg­gi­os ist hier die Psalter- bzw. Harf­en­tech­nik gut dar­stell­bar, eine Tech­nik, die dem frei­en rhyth­mi­schen Gesang sehr nahe steht. Die­se Begleit­tech­nik erfor­dert natür­lich eine gro­ße Sen­si­bi­li­tät und Erfah­rung, da man sol­che Din­ge nur begrenzt auf Papier brin­gen kann: Hier ist sicher­lich die Beispiel-CD hilfreich.

Akkord­sym­bo­le

C C‐Dur
Cm C‐moll
Bb B‐Dur

Bbm

B‐moll

H

H‐Dur

Hm H‐moll
C/G C‐Dur über G
Die rech­te Hand greift C-Dur (lin­ker Teil des Akkord­sym­bo­les), die lin­ke Hand den Bass­ton G (rech­ter Teil des Akkordsymboles)
C7 Expo­nen­ten benen­nen den Ton, der zu dem genann­ten Drei­klang dazu­tritt.
Die Töne die­ses Akkor­des hei­ßen c-e-g, dazu tritt das b (klei­ne Septime)
G7+ Dia­to­ni­sche Abwei­chun­gen der zusätz­li­chen Töne wer­den durch „+“ und“-„gekennzeichnet. Dia­to­nisch wäre die 7 in dem Bei­spielak­kord das f, durch das „+“ wird es aber zu einem fis.
C7/9 Die Töne die­ses Akkor­des hei­ßen c-e-g, dazu tritt das b und das d.
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