Magnum Principium

Vom Kopf auf die Füße gestellt – Die Über­set­zung lit­ur­gi­scher Texte

Papst Fran­zis­kus regelt mit sei­nem heu­te (9.9.2017) ver­öf­fent­lich­ten Schrei­ben das Ver­fah­ren zur Über­set­zung lit­ur­gi­scher Tex­te neu. Sei­ne Anpas­sun­gen eini­ger Pas­sa­gen des Kir­chen­rechts stär­ken die Rol­le der ört­li­chen Bischofs­kon­fe­ren­zen. Das „Motu Pro­prio“, der Erlass des Paps­tes mit dem Titel „Magnum Princi­pi­um“ (Das wich­ti­ge Prin­zip), ist auf den 3. Sep­tem­ber datiert und tritt am 1. Okto­ber 2017 in Kraft.

Kon­fir­mie­rung (Bestä­ti­gung) statt Reko­gnos­zie­rung (Über­prü­fung)

Das neue Doku­ment prä­zi­siert vor allem Canon 838 des Kir­chen­rechts zur Rege­lung der Lit­ur­gie der katho­li­schen Kir­che. Für die Über­set­zung lit­ur­gi­scher Tex­te sind dem­nach vor allem die Bischofs­kon­fe­ren­zen zustän­dig. Rom kommt es zu, die Tex­te zu bestä­ti­gen und ihnen damit Auto­ri­tät zu verleihen.

Bis­lang konn­te der Vati­kan stär­ker in die Über­set­zung ein­grei­fen - und mach­te davon auch Gebrauch. Das geschah vor allem seit der Instruk­ti­on „Lit­ur­gi­am authen­ti­cam“ aus dem Jahr 2001. Die­se ver­langt eine nahe­zu wort­wört­li­che Über­set­zung lit­ur­gi­scher Tex­te aus dem Latei­ni­schen. In vie­len Sprach­be­rei­chen führ­te dies zu Pro­ble­men, weil die Gebe­te in der jewei­li­gen Lan­des­spra­che zum Teil holp­rig und mit­un­ter unver­ständ­lich waren. Im deutsch­spra­chi­gen Raum wur­de dar­um bei­spiels­wei­se das lit­ur­gi­sche Buch „Die kirch­li­che Begräb­nis­fei­er“ durch ein Manua­le ergänzt. (Vgl. auch Bene­dikt Kra­ne­mann, Ste­phan Wahle (Hg.): „… Ohren der Barm­her­zig­keit“. Über ange­mes­se­ne Lit­ur­gie­spra­che, Frei­burg 2011.)

Künf­tig ist in Canon 838 § 2 nicht mehr die Rede von „Über­set­zun­gen in die Volks­spra­chen“, die der Reco­gni­tio bedür­fen, son­dern von norm­ge­rech­ten „Anpas­sun­gen“ durch die Bischofskonferenzen.

Gegen­sei­ti­ges Vertrauen

Das Motu pro­prio for­dert eine sen­si­ble und krea­ti­ve Zusam­men­ar­beit der Bischofs­kon­fe­ren­zen und der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on. Betont wird die Not­wen­dig­keit des gegen­sei­ti­gen Vertrauens.

Was die Über­set­zung von lit­ur­gi­schen Tex­ten angeht, spricht Kanon 838 des Kir­chen­rechts nun davon, dass die­se „treu“ zu gesche­hen habe, davor hat­te es „inner­halb der … fest­ge­leg­ten Gren­zen“ gehei­ßen (Can 838.3). Die Ände­run­gen durch den Papst spre­chen an die­ser Stel­le nicht mehr von „Reco­gni­tio“, son­dern von „Con­fir­ma­tio“, also von Bestätigung.

Wei­te­re Folgen

In der Fol­ge die­ses Schrei­bens wer­den auch wei­te­re Rechts­tex­te anzu­pas­sen sein, wel­che die Fra­ge behan­deln, etwa die Instruk­ti­on „Lit­ur­gi­am authen­ti­cam“ von 2001. Auch spricht der Papst davon, dass das Dikas­te­ri­um für die Sakra­men­ten­ord­nung „sein eige­nes Regel­werk auf der Grund­la­ge der neu­en Ord­nung abän­dert und den Bischofs­kon­fe­ren­zen hilft, ihren Auf­ga­ben nach­zu­kom­men“. Damit wird die­se Rechts­än­de­rung auch zum Teil der Kuri­en­re­form und der Neu­ord­nung der Kom­pe­ten­zen von Orts­kir­che und Hei­li­gem Stuhl.

Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz kün­dig­te an, sich bei ihrer Voll­ver­samm­lung vom 25. bis 28. Sep­tem­ber in Ful­da mit dem Erlass zu beschäf­ti­gen. Zudem wer­de sich die Lit­ur­gie­kom­mis­si­on Anfang Okto­ber mit dem Doku­ment befas­sen, sag­te der Spre­cher der Bischofs­kon­fe­renz, Mat­thi­as Kopp, der Katho­li­schen Nach­rich­ten-Agen­tur (KNA).

(Quel­le: Radio Vati­kanKNA

 

Apos­to­li­sches Schrei­ben „Magnum Princi­pi­um“ (deutsch)

„Lese­schlüs­sel“ der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung (deutsch)

 

Pres­se­mel­dung der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz (28.9.2017):

Motu Pro­prio Magnum princi­pi­um 

Die Voll­ver­samm­lung hat das Motu Pro­prio Magnum princi­pi­um, das Papst Fran­zis­kus am 3. Sep­tem­ber 2017 erlas­sen hat, dank­bar auf­ge­nom­men. Das Doku­ment fasst can. 838 CIC neu, der die Erstel­lung und Her­aus­ga­be lit­ur­gi­scher Bücher in der Volks­spra­che regelt, und wird am 1. Okto­ber 2017 in Kraft tre­ten. Es räumt den Bischofs­kon­fe­ren­zen eine grö­ße­re Eigen­ver­ant­wor­tung im Pro­zess der Über­set­zung ein. Wir Bischö­fe freu­en uns über das Ver­trau­en, das hier den Orts­kir­chen ent­ge­gen­ge­bracht wird und die­se zugleich in Mit­ver­ant­wor­tung nimmt. Papst Fran­zis­kus unter­streicht damit, was er bereits im Apos­to­li­schen Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um dar­ge­legt hat, wonach die Bischofs­kon­fe­ren­zen Sub­jek­te mit „kon­kre­ten Kom­pe­tenz­be­rei­chen“ und einer „gewis­sen authen­ti­schen Lehr­au­to­ri­tät“ sein sol­len (EG 32). Die Lit­ur­gie­kom­mis­si­on wird sich ein­ge­hend mit dem Doku­ment befas­sen, auch im Aus­tausch auf Ebe­ne des deut­schen Sprachgebiets.

 

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