»Ehre sei Gott in der Höhe«
(GL 166)

Wor­te: Lit­ur­gie; Musik: Hans Hasel­böck 1983

 

Liedportrait von Meinrad Walter

Nach dem Gesang zum Ein­zug ist in der sonn- und fest­täg­li­chen Mess­fei­er das Glo­ria ein ers­ter Höhe­punkt. Der schon in früh­christ­li­cher Zeit ent­stan­de­ne Hym­nus „Ehre sei Gott in der Höhe“ setzt den drei­fa­chen, an Jesus Chris­tus gerich­te­ten Kyrie-Ruf fort. Nun sin­gen wir zu Gott und dann zum Got­tes­sohn, bevor auch der Hei­li­ge Geist genannt wird, was den Lob­preis des drei­fal­ti­gen Got­tes abschließt.

Bemer­kens­wert ist gleich der Anfang. Das Glo­ria beginnt näm­lich als biblisch inspi­rier­tes „Weih­nachts­lied“, indem es den Gesang der Engel in der Hei­li­gen Nacht zitiert: „Und plötz­lich war bei dem Engel ein gro­ßes himm­li­sches Heer, das Gott lob­te und sprach: Ver­herr­licht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Frie­de / bei den Men­schen sei­ner Gna­de“ (Lukas 2,13f.). So wird einer­seits die Mensch­wer­dung Got­tes zum Aus­gangs­punkt unse­res Sin­gens, ande­rer­seits ver­ei­ni­gen sich die mensch­li­chen Stim­men mit den himm­li­schen der Engel, ähn­lich wie beim Sanc­tus. Das Glo­ria ist etwas Beson­de­res. Des­halb erklingt es nicht an Werk­ta­gen und auch nicht in der öster­li­chen Buß­zeit sowie im Advent. In frü­he­ren Zei­ten war es sogar den Papst­mes­sen vor­be­hal­ten, denn die Pries­ter durf­ten es nur an Ostern und in der Pri­miz­mes­se anstimmen.

Ver­to­nun­gen des Glo­ria gibt es zahl­reich: von der Gre­go­ria­nik über deut­sche Kir­chen­lie­der wie „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ bis zu mehr­stim­mi­gen und vokal-instru­men­ta­len Kom­po­si­tio­nen etwa im Rah­men latein­scher Orches­ter­mes­sen. Was jedoch fehlt, sind deut­sche Ver­to­nun­gen, die den gesam­ten, theo­lo­gisch rei­chen Wort­laut ent­hal­ten. Und das ist gar nicht so leicht für einen Kom­po­nis­ten, wenn man den unre­gel­mä­ßi­gen „Rhyth­mus“ der Wor­te bedenkt.

Das deut­sche Glo­ria des Wie­ner Orga­nis­ten und Kom­po­nis­ten Hans Hasel­böck (geb. 1928) ent­stand im Herbst 1983 für den ers­ten Besuch von Papst Johan­nes Paul II. in Öster­reich. Es ent­hält den gesam­ten Text, ver­teilt auf Pries­ter (Into­na­ti­on), Kantor/in (Vor­sän­ger­tei­le) und Alle (Gemein­de­ab­schnit­te). Bereits in den ers­ten fünf Tak­ten, einer bogen­för­mig sich auf­schwin­gen­den und dann wie­der zum Grund­ton geführ­ten Melo­die, sind die wesent­li­chen musi­ka­li­schen Bau­stei­ne ent­hal­ten. Im wei­te­ren Ver­lauf wer­den sie vari­iert, das heißt, dem Wort­laut jeweils geschickt ange­passt. Wie bei vie­len mehr­stim­mi­gen Mess­ver­to­nun­gen kehrt die anfäng­li­che Melo­dik bei den Wor­ten „… denn du allein bist der Hei­li­ge“ wie­der, was eine musi­ka­li­sche Abrun­dung bewirkt.

Beson­ders cha­rak­te­ris­tisch für die­ses Glo­ria sind die zahl­rei­chen Vor­zei­chen, die immer wie­der einen bestimm­ten Ton der D-Dur-Ton­lei­ter ver­än­dern: g wird erhöht zu gis, ins­ge­samt mehr als ein Dut­zend Mal, und begin­nend bei den erhe­ben­den Wor­ten „König des Him­mels“. Sol­che „mil­den Aus­wei­chun­gen“ (Hans Hasel­böck) füh­ren dazu, dass das for­mel­haf­te moti­vi­sche Mate­ri­al, das dem lita­nei­haf­ten Cha­rak­ter der Wor­te gut ent­spricht, nicht ermü­det. Zudem eröff­nen sich dadurch neue har­mo­ni­sche Bereiche.

Die­se Har­mo­nien sind wich­tig als Stüt­ze des Gesangs, der bei die­sem Glo­ria immer beglei­tet wer­den soll­te. Orgel­be­lei­tung und Kan­tor bzw. Scho­la sind also unver­zicht­bar. Wenn die Vor­sän­ger­tei­le gut into­niert wer­den, wird es der Gemein­de nicht schwer fal­len, in ihren Part ein­zu­stim­men. Und am Ende wird sie viel­leicht sogar eine klei­ne Ähn­lich­keit der Schluss­tak­te mit einer gre­go­ria­ni­schen Melo­die ent­de­cken, die uns auch im neu­en Got­tes­lob begeg­net, näm­lich im „Amen“ des bekann­ten latei­ni­schen Cre­do III und im Ent­lass­ruf der Mes­se „Ite mis­sa est“ (Gehet hin in Frieden).

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