Ausgeschlossen – dazugehören

Mit Jugendlichen die Versöhnung feiern

 

Edu­ard Nagel

Die Fei­er der Ver­söh­nung gehört für die meis­ten katho­lisch getauf­ten Jugend­li­chen nicht zur Lebens­pra­xis. Ein kon­kre­ter Anlass, mit jun­gen Men­schen dar­über ins Gespräch zu kom­men, ist die Firm­vor­be­rei­tung. Aber auch die 40-Tage-Zeit vor Ostern, in der in vie­len Gemein­den jun­ge Men­schen sich zu Früh­schich­ten ver­sam­meln, kann ein­mal unter die­ser Über­schrift stehen.

Ob die The­ma­tik Umkehr und Ver­söh­nung von den jun­gen Men­schen ange­nom­men wird, ob sie sich dar­auf ein­las­sen, hängt zu einem guten Teil davon ab, in wel­cher Form sie ange­spro­chen wer­den, wie weit sie sich dar­in wie­der­fin­den und auch aktiv ein­brin­gen kön­nen. Ein Bei­spiel dafür bie­tet das Deut­sche Lit­ur­gi­sche Insti­tut unter sei­nen Mate­ria­li­en an. Die Hand­rei­chung dazu ent­hält zwei kom­plet­te Got­tes­dienst­mo­del­le, die als Ein­stieg und Abschluss eines Buß­we­ges von meh­re­ren Wochen die­nen können.

  • Die ers­te Fei­er dient als Anstoß für einen Umkehr- und Buß­weg. Dar­auf folgt eine Zeit der Besin­nung und des Gesprächs über das zurück­lie­gen­de Glau­bens­le­ben; am Ende steht die Ver­söh­nung: ent­we­der als Fei­er der Ver­söh­nung mit Bekennt­nis und Los­spre­chung der Ein­zel­nen oder durch ein per­sön­li­ches all­ge­mei­nes Schuld­be­kennt­nis der Ein­zel­nen und ein für­bit­ten­des Gebet durch einen mit dem Voll­zug die­ses Gebets beauf­trag­ten Laien.
  • Im Mit­tel­punkt des ers­ten Got­tes­diens­tes steht eine Erfah­rung von Kir­che: Aus­ge­hend vom Ein­tritt in das Kir­chen­ge­bäu­de und vom Hören und Ver­kün­den des Wor­tes Got­tes sol­len Glau­be und Kir­che­sein erlebt werden.
  • Den Teil­neh­men­den wird Mate­ri­al zu Besin­nung und Gewis­sens­er­for­schung zur Ver­fü­gung gestellt (sie­he unten).

  • Höhe­punkt des zwei­ten Got­tes­diens­tes ist die Fei­er der Ver­söh­nung durch Schuld­be­kennt­nis und Los­spre­chung oder durch all­ge­mei­nes Bekennt­nis und für­bit­ten­des Gebet.

 

Eröffnungsgottesdienst: Dazugehören und einen Weg beginnen

 

  • Die Jugend­li­chen – bei Firm­be­wer­bern gege­be­nen­falls auch ihre Paten und Eltern – wer­den zu einer bestimm­ten Zeit zum Got­tes­dienst in die Kir­che ein­ge­la­den. Wenn sie ankom­men, ist die Tür der Kir­che ver­schlos­sen. Der Leiter/Die Lei­te­rin kommt erst kurz vor dem ver­ab­re­de­ten Zeit­punkt zu den Ver­sam­mel­ten, greift die Situa­ti­on auf: Man ist ver­un­si­chert, ob man hier und jetzt rich­tig ist, ob ein Irr­tum vor­liegt oder ob man allein gelas­sen oder gar getäuscht wur­de. (Wo zu befürch­ten ist, dass die Ein­ge­la­de­nen wegen der ver­schlos­se­nen Tür vor­zei­tig heim­ge­hen, kann der/die Ver­ant­wort­li­che schon frü­her ankom­men oder jemand infor­mie­ren, der dafür sorgt, dass alle bleiben.)
  • Nach einer ganz kur­zen Medi­ta­ti­on zur Erfah­rung des Sich-aus­ge­schlos­sen-Füh­lens tre­ten alle ein­zeln in die Kir­che ein und fin­den dort einen per­sön­li­chen Brief („Herz­lich will­kom­men“) vor, der sie will­kom­men heißt und ein­lädt, sich einen Platz zu suchen, an dem jeder sich wohl­fühlt, und dort in Stil­le zu war­ten, bis alle ange­kom­men sind.
    Der Lei­ter oder die Lei­te­rin macht kurz bewusst, dass Kir­che Gemein­schaft ist: der Kir­chen­raum umschließt Men­schen, die etwas Gemein­sa­mes verbindet.
    Danach ver­sam­meln sich alle beim Ambo. Jetzt geht es dar­um, eine Erfah­rung von Hören und Ver­kün­di­gen zu machen. Dazu wer­den alle ein­ge­la­den, vom vor­ge­se­he­nen Schrift­text (Mt 5,1-12a – die acht Selig­kei­ten) einen Vers vor­zu­tra­gen. Dem Vor­trag des Tex­tes folgt ein Gespräch mit den Jugend­li­chen über die Erfah­rung des Lesens und des Hörens.
  • Anschlie­ßend wird die Lesung noch ein­mal in gro­ßer Ruhe vor­ge­tra­gen. und das Gehör­te ver­tieft. Das kann in einem Gesang gesche­hen oder in der Form, dass jede und jeder ein­ge­la­den sind, einen wich­ti­gen Satz noch ein­mal auszusprechen.
  • Vor dem Abschluss durch Segen und Gebet wer­den die jun­gen Men­schen ein­ge­la­den, in den kom­men­den Wochen anhand des Schrift­tex­tes nach­zu­den­ken. Dazu wird ihnen eine anspre­chend gestal­te­te Kar­te mit dem Text und ein Blatt mit Impuls­fra­gen aus­ge­teilt. Sie wer­den auch ein­ge­la­den, gege­be­nen­falls unter­ein­an­der oder mit ande­ren Men­schen des Ver­trau­ens dar­über zu spre­chen. Ins­be­son­de­re sol­len alle, die ein län­ge­res Gespräch mit einem Pries­ter suchen, dazu ermu­tigt wer­den. Dafür sind ganz kon­kret Zei­ten, Tele­fon­num­mer, E-Mail-Adres­se, Han­dy-Num­mer für SMS anzugeben.
  • Die jun­gen Men­schen wer­den auch ein­ge­la­den, in die­ser Zeit auf einem Blatt zu notie­ren, was sie belas­tet, und wo etwas – durch eige­ne Schuld – falsch gelau­fen ist. Die­ses Blatt bringt sol­len sie zum Ver­söh­nungs­got­tes­dienst in einem ver­schlos­se­nen Umschlag oder zusam­men­ge­klebt mitbringen.
  • Je nach Umstän­den ist es sinn­voll, wöchent­li­che Tref­fen anzu­bie­ten, bei denen über die auf­kom­men­den Fra­gen gespro­chen wer­den kann. Es kann auch wöchent­lich eine Früh­schicht o.ä. statt­fin­den, in deren Mit­tel­punkt jeweils ein Gedan­ke aus dem Schrift­text steht.

 

Versöhnungsgottesdienst: Wieder ganz dazugehören

 

  • Alle ver­sam­meln sich – ähn­lich wie bei einer Tauf­fei­er – im Ein­gangs­be­reich der Kirche.
    Sind Bekennt­nis und Los­spre­chung der Ein­zel­nen vor­ge­se­hen, so kommt der Pries­ter, der die Lei­tung hat, mit Ministrant/innen dort­hin und begrüßt die Teil­neh­men­den mit per­sön­li­chen Wor­ten. Wenn der ers­te Got­tes­dienst von einem Lai­en gelei­tet wur­de, so soll­te die­ser auch hier aktiv betei­ligt sein und begrün­den, dass jetzt ein Pries­ter der Fei­er vor­steht, weil deren Höhe­punkt die sakra­men­ta­le Ver­söh­nung ist. 
    Gip­felt der Got­tes­dienst im all­ge­mei­nen Bekennt­nis der Ein­zel­nen und dem für­bit­ten­den Gebet für sie, wird er nach Mög­lich­keit von der glei­chen Per­son eröff­net und gelei­tet wie der ers­te Gottesdienst.
  • Wenn alle Platz genom­men haben, fol­gen Kyrie-Rufe, ein Eröff­nungs­ge­bet und der Wort­got­tes­dienst mit den Lesun­gen (Hos 11,1.3–4.8a.c–9 und Lk 5,17–26).
  • Nach der Homi­lie, Stil­le und einem Gesang folgt die Ein­zel­beich­te bzw. das per­sön­li­che all­ge­mei­ne Schuld­be­kennt­nis und das für­bit­ten­de Gebet um Versöhnung.
  • Bezüg­lich der Beich­te wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es um ein Sün­den­be­kennt­nis der wich­tigs­ten Feh­ler und ggfs. belas­ten­der Schuld geht, aber nicht um ein aus­führ­li­ches Gespräch. Wer ein län­ge­res Gespräch wünscht, soll dies mit einem Pries­ter ver­ein­ba­ren. Auch der Zuspruch soll sich auf das Not­wen­di­ge beschrän­ken. Wer nicht beich­ten will, kann trotz­dem zu einem kur­zen Gespräch zu einem Pries­ter gehen und zum Schluss um den Segen bitten.
  • Wenn nicht die sakra­men­ta­le Ver­söh­nung vor­ge­se­hen ist, tre­ten die Teil­neh­men­den ein­zeln zu den mit dem Voll­zug des Ver­söh­nungs­ge­bets Beauf­trag­ten, (knien dort nie­der,) beken­nen in all­ge­mei­ner Form ihre Schuld und bit­ten um Ver­söh­nung. Der/die Beauf­trag­te tritt neben ihn/sie, legt gege­be­nen­falls ihm/ihr die Hand auf die Schul­ter und spricht in der gemein­sa­men Gebets­rich­tung das für­bit­ten­de Gebet um Versöhnung.
  • Neben einer vor Beginn des Got­tes­diens­tes vor­be­rei­te­ten Feu­er­pfan­ne wird jetzt eine Ker­ze ent­zün­det. Wer die Ver­söh­nung emp­fan­gen hat, kann das mit­ge­brach­te Blatt mit den Noti­zen dar­an ent­zün­den und in der Pfan­ne verbrennen.
  • Im Anschluss an die Ver­söh­nung soll jede und jeder über­le­gen, was sie/er zur Wie­der­gut­ma­chung oder zur Ver­söh­nung mit einem ande­ren Men­schen oder als Aus­druck der Dank­bar­keit Gott gegen­über tun will.
  • Wenn die Beich­te nicht nur in Beicht­stüh­len oder Sprech­zim­mern geschieht, son­dern an ein­seh­ba­ren Stel­len, kann der Pries­ter, falls in einem Ein­zel­fall eine Los­spre­chung nicht sinn­voll erscheint, den Betref­fen­den am Ende seg­nen, damit vom Erschei­nungs­bild her kei­ne Schlüs­se gezo­gen wer­den können.
  • Wäh­rend der Ver­söh­nung der Ein­zel­nen lei­se Musik.
  • Wenn die Ver­söh­nung abge­schlos­sen ist, fol­gen Dank und Bit­te. Dazu wird in die Pfan­ne bereits glü­hen­de Weih­rauch­koh­le gelegt. Der Priester/Beauftragte weist dabei hin auf die Bedeu­tung von Weih­rauch als wort­lo­ser Aus­druck von Gebet. Dann legt er ein paar Weih­rauch­kör­ner auf und spricht im Namen aller ein Dank- und Bitt­ge­bet. Dann lädt er alle ein, auch ein Korn auf­zu­le­gen und damit ein Gebet in Stil­le zu ver­bin­den oder sein Anlie­gen auch auszusprechen.
  • Wenn alle wie­der an ihrem Platz sind, fol­gen Vater unser, ein fei­er­li­cher Schluss­se­gen und ein Gesang zum Abschluss.
  • Im Anschluss an den Got­tes­dienst emp­fiehlt sich eine klei­ne Aga­pe (Saft, Tee, klei­nes Gebäck), an der nach Mög­lich­keit auch die betei­lig­ten Pries­ter teil­neh­men soll­ten. Dadurch soll noch ein­mal die kirch­li­che Dimen­si­on der Ver­söh­nung im Sakra­ment deut­lich wer­den, auf die am Beginn des ers­ten Got­tes­diens­tes durch die zuge­sperr­te Tür auf­merk­sam gemacht wor­den war.

 

Materialien

 

Die Hand­rei­chung „aus­ge­schlos­sen – dazu­ge­hö­ren“ ist beim VzF des Deut­schen Lit­ur­gi­schen Insti­tuts erschie­nen. Das Mate­ri­al für die Teil­neh­men­den besteht aus einer Kar­te mit der Schrift­le­sung (8 Selig­prei­sun­gen) und einem Falt­blatt zur Gewis­sens­er­for­schung. Für die Lei­tung und ande­re Diens­te gibt es eine Hand­rei­chung mit allen Tex­ten und Vor­schlä­gen für Gesänge:

 

Hand­rei­chung

24 Sei­ten mit dem gesam­ten Got­tes­dienst­ver­lauf, den aus­ge­druck­ten Tex­ten aller Gebe­te und Lesun­gen, Gesangs­vor­schlä­ge aus „Unter­wegs“ und Homilie. 
Bestell-Nr. 6114 / EUR 2,50
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Kar­te mit dem Text der Schriftlesung

Mt 5,1-12 (Selig­prei­sun­gen) 21 x 10,5 cm 
Bestell-Nr. 6115 / Ein­zel­preis EUR 0,50 | ab 10 Stück 50 % Rabatt
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Falt­blatt mit Impulsfragen

aus­ge­hend von Mt 5,1-12
Zur indi­vi­du­el­len Vor­be­rei­tung in der Zeit zwi­schen dem ers­ten und zwei­ten Gottesdienst 
Bestell-Nr. 6116 / EUR 10,50 je 100 St.
im |Got­tes­dienst­Hil­fen-SHOP bestellen

 

Vor­la­ge für einen Brief, der für jeden Jugend­li­chen nach dem Ein­tre­ten in die Kir­che bereit liegt:

Auf­schrift auf dem Umschlag:

An einen getauf­ten Menschen, 
genannt „Christ“

In dem Umschlag fin­det sich ein Blatt, das als Brief der Gemein­de even­tu­ell mit dem betref­fen­den Brief­kopf aus­ge­stat­tet ist, mit dem fol­gen­den Text:

Herz­lich willkommen!
Als Christ bist du einer von uns.
Komm, such dir dei­nen Platz im Raum der Kirche.
Einen Platz, an dem du dich hier wohlfühlst.
Geh in Stil­le dahin, sieh dich um und war­te schweigend,
bis auch die ande­ren da sind.

DEUTSCHES LITURGISCHES INSTITUT
Weberbach 72 a, D-54290 Trier, Telefon: +49-651-94808-0
Fax: +49-651-94808-33, eMail: dli@liturgie.de