277Liturgisches Jahrbuch 4/2020

Inhalt der Ausgabe 4/2020

 

Edi­to­ri­al
ZU DIESEM HEFT

Alex­an­der Zerfaß
Got­tes­dienst in Zei­ten der Pan­de­mie. Die deutsch­spra­chi­ge Lit­ur­gie­wis­sen­schaft im Stu­di­en­jahr 2019/20

Moni­ka Unzeitig
Rei­se­be­rich­te als lit­ur­gie­ge­schicht­li­che Quel­len. Sigis­mund von Her­ber­steins Russ­land­rei­se­be­richt und sein Blick auf die rus­sisch-ortho­do­xe Religion

Alex­an­der Deeg
Her­me­neu­ti­ca pri­ma. Eine evan­ge­li­sche Wahr­neh­mung von Mar­co Beni­nis »Lit­ur­gi­sche Bibel­her­me­neu­tik. Die Hei­li­ge Schrift im Hori­zont des Gottesdienstes«

Albert Ger­hards
Tisch und Altar, Ver­samm­lungs­raum und Tem­pel. Über die Ver­ein­bar­keit der Gegen­sät­ze im christ­li­chen Gottesdienst

Tobi­as Weyler
»Wie forschst du eigent­lich?« – Auf­ga­ben und Metho­den der Lit­ur­gie­wis­sen­schaft. Bericht von der Jah­res­ta­gung der AKL-Juni­or vom 5. bis 8. März 2020 in der Abtei Münsterschwarzach

Inhalt 2020

 

 

 

 

 


 

Editorial 4/2020: ZU DIESEM HEFT

Das got­tes­dienst­li­che Leben sieht sich in die­sen Wochen und Mona­ten vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen. Da sind einer­seits die unmit­tel­ba­ren Aus­wir­kun­gen der Covid 19-Pan­de­mie, die mas­siv in die lit­ur­gi­sche Pra­xis ein­grei­fen. Eng begrenz­te Teil­neh­mer­zahl, Abstand, Mas­ken­pflicht bestim­men das Bild. Kom­mu­ni­ka­ti­ve For­men der Fei­er sind dras­tisch redu­ziert oder ganz unter­sagt. Das Brot­bre­chen und der Frie­dens­gruß wer­den sti­li­siert, die Kom­mu­ni­on unter bei­den Gestal­ten ist fak­tisch ver­bo­ten. Die Viel­falt der lit­ur­gi­schen Diens­te tritt zurück, Gemein­de­ge­sang ist nur in sehr begrenz­tem Umfang erlaubt, soll aber am bes­ten unter­blei­ben. Nicht weni­ger viru­lent spie­gelt sich das Leben mit dem Virus in der lit­ur­gie­wis­sen­schaft­li­chen Debat­te. Ein­zelze­le­bra­ti­on und Stif­tungs­auf­trag oder digi­tal ver­mit­tel­te Teil­nah­me und neue got­tes­dienst­li­che For­ma­te sind nur Bei­spie­le der gegen­wär­tig dis­ku­tier­ten The­men. Wenn der Ein­druck nicht täuscht, tre­ten durch die Pan­de­mie Fra­gen, Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen wie in einem Brenn­glas deut­lich in Erschei­nung. Auch über die Coro­na-Kri­se hin­aus ste­hen damit Auf­ga­ben an, denen sich die Lit­ur­gie­wis­sen­schaft anneh­men muss und die hin­sicht­lich der got­tes­dienst­li­chen Pra­xis kri­tisch zu reflek­tie­ren sind.
Ver­schär­fend kommt ande­rer­seits die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Kle­ri­ka­lis­mus in der Lit­ur­gie hin­zu. Auch dies wird kei­nes­wegs mit eini­gen äuße­ren Kor­rek­tu­ren in den lit­ur­gi­schen Nor­men zu erle­di­gen sein. Tief­grei­fen­de Fra­gen ste­hen hier an, wie die digi­ta­le Tagung der Lit­ur­gie­kom­mis­si­on der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, »Got­tes­dienst und Macht. Kle­ri­ka­lis­mus in der Lit­ur­gie«, Ende Okto­ber 2020 gezeigt hat. Sie war aller­dings ein sehr posi­ti­ves Bei­spiel dafür, wie bei allen theo­lo­gi­schen Dif­fe­ren­zen im Ein­zel­nen eine in die Zukunft gerich­te­te, die ver­schie­de­nen Sei­ten wert­schät­zen­de Dis­kus­si­on aus­se­hen kann.
Von die­sen »Groß­the­men« ist die deutsch­spra­chi­ge Lit­ur­gie­wis­sen­schaft gegen­wär­tig beherrscht, wie Alex­an­der Zer­faß (Salz­burg) als Spre­cher der Arbeits­ge­mein­schaft katho­li­scher Lit­ur­gie­wis­sen­schaft­le­rin­nen und Lit­ur­gie­wis­sen­schaft­ler (AKL) in der Ein­lei­tung zum dies­jäh­ri­gen Bericht her­vor­hebt. Er gibt Ein­bli­cke in die Akti­vi­tä­ten der Sek­tio­nen und der ein­zel­nen Lehr­stüh­le und ver­mit­telt einen Ein­druck vom Bemü­hen, auf die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen zu reagieren.
Neben den jähr­li­chen Bericht der AKL tritt ein lit­ur­gie­his­to­ri­scher Bei­trag aus ger­ma­nis­ti­scher Per­spek­ti­ve. Moni­ka Unzei­tig, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Älte­re deut­sche Spra­che und Lite­ra­tur an der Uni­ver­si­tät Greifs­wald, stellt einen Bericht über eine Russ­land­rei­se im 16. Jahr­hun­dert vor, der got­tes­dienst­li­che Phä­no­me­ne schil­dert. Mit­hil­fe die­ses Bei­spiels fragt sie nach der Rol­le von Rei­se­be­rich­ten für die Lit­ur­gie­ge­schichts­for­schung und gibt Hin­wei­se zu einer sach­ge­mä­ßen Inter­pre­ta­ti­on die­ser Lite­ra­tur­gat­tung. Ent­stan­den ist der Bei­trag aus einem Impuls­vor­trag, den die Autorin im Rah­men des Erfur­ter Fach­ge­sprächs zu »Zeug­nis­sen lit­ur­gi­scher Pra­xis im 18. und 19. Jahr­hun­dert« gehal­ten hat.1
Wei­te­re Bei­trä­ge bli­cken auf For­schungs­li­te­ra­tur und Tagun­gen. Alex­an­der Deeg (Leip­zig) wür­digt die mono­gra­phi­sche Stu­die von Mar­co Beni­ni zur »Lit­ur­gi­schen Bibel­her­me­neu­tik« und plä­diert dafür, die got­tes­dienst­li­che Fei­er als »her­me­neu­ti­ca pri­ma« der Schrift wahr­zu­neh­men. Schließ­lich berich­ten Albert Ger­hards (Bonn) von der – wie nun bekannt wur­de – letzt­ma­li­gen Kir­chen­bau-Tagung 2019 im pie­mon­te­si­schen Klos­ter Bose, die über neue Fra­gen zum Altar han­del­te, und Tobi­as Wey­ler (Würz­burg) von der (noch kurz vor dem ers­ten Lock­down statt­ge­fun­de­nen) Tagung der AKL-Juni­or in der Abtei Müns­ter­schwarz­ach im März 2020, bei der über die Metho­den­viel­falt lit­ur­gie­wis­sen­schaft­li­cher For­schung dis­ku­tiert wurde.

1 Vgl. die Doku­men­ta­ti­on in Heft 1/2020.

 

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