Ausgabe 2/2020
Zeitschrift GottesdienstInhalt
- Leitartikel: Väter und Söhne. Die Architektenfamilie Böhm
- Mehr als Schutz vor Halskrankheiten. Andacht am Gedenktag des heiligen Blasius (3. Februar)
- Fürbittenvorschläge für den Aschermittwoch bis zum 3. Sonntag der Fastenzeit (A)
- Gott Gestalt geben. Grundsätzliche Überlegungen zur liturgischen Ästhetik bei Kindergottesdiensten
- Bedrohte Art? Der Bestand an Weihrauch-Bäumen geht zurück
Editorial 2/2020
Liebe Leserinnen und Leser,
um zu verstehen, dass die Liturgie immer schon die Gestalt und die Ausstattung des Kirchenraums geprägt hat, braucht man nicht weit in der Zeit zurückzuschauen. Es reicht, sich in die Epoche der Liturgischen Bewegung sowie der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückzuversetzen, in der aufgrund veränderter liturgischer Leitgedanken (z. B. die tätige Teilnahme der Gläubigen) plötzlich völlig neue Raumkonzepte entwickelt wurden. Die Kirchenbauten der Architektendynastie Böhm legen bis heute exemplarisch Zeugnis von dieser Phase des Aufbruchs ab.
Heißt das wiederum, dass ältere Kirchenräume – etwa aus Romanik, Gotik, Barock oder Historismus – völlig ungeeignet für die Art und Weise sind, wie wir heute Liturgie verstehen und feiern? Der Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards plädiert in der „Schweizerischen Kirchenzeitung“ dafür, sich zunächst auf den Ist-Zustand des jeweiligen Raumes einzulassen: „Neue Liturgie kann sich auch in alten Räumen entfalten, wenn diese als Mitspieler ernst genommen werden“ (SKZ 22/2019, S. 448).
Sich mit der Topographie, der eigenen Logik des jeweiligen Kirchenraumes, wertschätzend auseinanderzusetzen, eröffnet auch die Chance, dort angemessene Orte für die Vielfalt liturgischer Feierformen zu entdecken, z. B. ein Chorgestühl für die Feier der Tagzeitenliturgie, ein exponierter Taufort für Taufgedächtnisgottesdienste oder eine Kanzel für geistliche Konzertformen.
Ihr