
Ausgabe 21/2023
Zeitschrift Gottesdienst
Inhalt
- Leitartikel: Unterschiede in der Liturgie. Über das Ansehen der Person im Gottesdienst gemäß SC 32
- Ein vorbildlicher Bischof. Der heilige Nikolaus jenseits von Klischee oder Anti-Klischee
- Den Advent stimmig gestalten. Was ihn theologisch ausmacht und wie diese Bedeutung im Gottesdienst aufscheinen kann
- Fürbittenvorschläge für den 3. Adventssonntag (B) bis Weihnachten – Messe am Tag
- Verschwenderische Liebe. Ein Plädoyer für leergesalbte Ölgefäße und für einen Salbungsauftrag für Laien in der Krankenseelsorge
- Votum der deutschsprachigen Liturgiewissenschaftlerinnen zur Bischofssynode
Editorial 21/2023
Liebe Leserinnen und Leser,
in einer Stadtkirche wird im Sonntagsgottesdienst im Eucharistischen Hochgebet einzelner Verstorbener gedacht. Auffällig ist, dass bei einer der Personen der akademische Titel hinzugefügt wird: „Erbarme dich unseres Bruders Dr. …“. Nicht auszudenken ist, was gewesen wäre, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten noch höhere Auszeichnungen erworben hätte: „Erbarme dich unseres Bruders Prof. Dr. theol. Dr. h. c. …“.
Ich gebe zu: Das ist etwas überspitzt formuliert. Dennoch stellt sich die Frage, wie mit sozialen Unterschieden im Gottesdienst umgegangen werden soll. Müssen wir als Christinnen und Christen am Ende nicht alle zum selben Ort hin? Was gilt das weltliche Ansehen einer Person vor Gottes Angesicht? Macht Gott überhaupt Unterschiede? Im Neuen Testament gibt es genügend Belegstellen, mit denen man dies verneinen kann. Als Beispiel soll hier eine Erkenntnis des Apostels Petrus reichen, die er aus seiner Vision in Joppe gewonnen hat: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (Apg 10,34 f.).
Die Frage, was vor Gott eigentlich zählt, ob es eine Gleichheit der Menschen gibt, ist eine eschatologisch schwerwiegende Frage. Der Gottesdienst der Kirche bietet zumindest liturgietheologisch gesehen kaum Platz für Auszeichnungen, Titel und Ehrungen – und das Hochgebet erst recht nicht!
Ihr