Ausgabe 22/2021
Zeitschrift GottesdienstInhalt
- Leitartikel: Polnische Liturgie und Frömmigkeit. Einblicke in die liturgische Praxis unseres Nachbarlandes
- Eine pastorale Aufgabe. Auf dem Weg zu einer neuen Predigtordnung in Deutschland
- Dem Herrn den Weg bereiten. Der heilige Josef gibt Anregungen zum Advent – eine Andacht
- Fürbittenvorschläge für den 4. Adventssonntag (C) bis zum Fest der Heiligen Familie (C)
- Liturgienahes Feiern. Eine Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zur Entwicklung neuer und vielfältiger Feierformen
- Albert Gerhards: 70 Jahre
Editorial 22/2021
Liebe Leserinnen und Leser,
vor einigen Tagen hatte ich ein Telefongespräch mit einer älteren Frau, die (ausnahmsweise) eine Sonntagsmesse in der Nachbarpfarrei mitgefeiert hat. Sie beklagte sich über das „selbstgebastelte“ Hochgebet des Priesters, das sie dort erleben musste und das sehr stark von den ihr bekannten Messbuch-Fassungen abwich. Im weiteren Gespräch wurde mir klar, warum sie die Angelegenheit emotional derart aufwühlte: Während der Priester offenbar versuchte, eine zeitgemäße Sprache zu finden, die heutige Menschen anspricht, war der Frau – wie wahrscheinlich auch vielen anderen Mitfeiernden – etwas ganz anderes wichtig.
Für sie stellt der gewohnte Wortlaut des Hochgebets eine Wohltat dar angesichts der Textmengen, die sich zuvor über sie ergießen: „Endlich ein Text, den ich kenne und in den ich mit vollem Herzen betend einstimmen kann!“ Dagegen wurde im geschilderten Fall den Gottesdienstteilnehmern etwas vorgetragen, das die ganze Aufmerksamkeit ihres Verstandes herausfordert und ihnen damit die Kraft zum Beten nehmen kann. Schon kleinste Abweichungen können Irritationen auslösen.
Besser machen es da jene Priester, die das Hochgebet aus dem Messbuch als ihr eigenes Gebet sprechen. Weil sie es bedacht und verstanden haben und sich ganz unter dieses Gebet stellen und nicht über es, sodass Lob und Dank ebenso aus ihrem Herzen kommen wie die Bitte um den Heiligen Geist und sein Wirken. Was sie tun, ist ein wirklich priesterlicher Dienst an den Gläubigen.
Ihr