Papst: In der Liturgie nicht der Vergangenheit nachtrauern

14.2.2019: Die lit­ur­gi­sche Bil­dung des Got­tes­vol­kes ist ein Pro­zess, der nie auf­hört. Dar­an erin­ner­te Papst Fran­zis­kus bei einer Audi­enz für die Mit­glie­der der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, die in die­sen Tagen zu ihrer Voll­ver­samm­lung im Vati­kan zusam­men­ge­kom­men sind. Er warn­te aus­drück­lich davor, in der Lit­ur­gie „ver­gan­ge­nen Ten­den­zen nachzutrauern“.

Im Jahr 1969 hat­te der hei­li­ge Papst Paul VI. die Kon­gre­ga­ti­on ein­ge­rich­tet, um „der vom II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil gewoll­ten Erneue­rung eine Form zu geben“ und um die „bewuss­te, from­me und täti­ge“ Teil­ha­be des Got­tes­vol­kes an der Lit­ur­gie zu för­dern (vgl. Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um, 48), wand­te sich der Papst an die Anwe­sen­den. Seit­dem habe es vie­le bedeu­ten­de Refor­men gege­ben. Fran­zis­kus nann­te sie die „ers­ten Schrit­te auf einem Weg, auf dem man mit wei­ser Bestän­dig­keit“ wei­ter­ge­hen müs­se. Nach einem Frem­deln mit der lit­ur­gi­schen Reform des Kon­zils klang das nicht.
„Wir wis­sen, dass es nicht genügt, die lit­ur­gi­schen Bücher zu ver­än­dern, um die Qua­li­tät der Lit­ur­gie zu ver­bes­sern. Nur das zu tun, wäre Augen­wi­sche­rei. Damit das Leben tat­säch­lich ein Lob­lied auf Gott wird, muss zuerst das Herz bekehrt wer­den. Und auf die­se Bekeh­rung ist die christ­li­che Fei­er aus­ge­rich­tet, die die Begeg­nung des Lebens mit dem ‚Gott der Leben­den‘ ist.“

„Koope­ra­ti­on, Dia­log und Synodalität“
Genau dar­um dre­he sich auch die Arbeit der Kon­gre­ga­ti­on, die den Papst bei sei­ner Arbeit zum Wohl der gesam­ten Welt­kir­che unter­stüt­ze, erläu­ter­te Fran­zis­kus. Doch bei die­ser Arbeit sei das Ober­haupt der Welt­kir­che nicht allein, son­dern viel­mehr eng ver­bun­den mit den ein­zel­nen Bischofs­kon­fe­ren­zen, „im Geist von Koope­ra­ti­on, Dia­log und Synodalität“.
„Der Hei­li­ge Stuhl ersetzt die Bischö­fe nicht, son­dern arbei­tet mit ihnen zusam­men, um der beten­den Beru­fung der Welt­kir­che in ihrem Reich­tum der ver­schie­de­nen Spra­chen und Kul­tu­ren zu die­nen,“ beton­te Fran­zis­kus. Er erin­ner­te in die­sem Zusam­men­hang an sein Motu Pro­prio Magnum princi­pi­um, in dem die Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Bischofs­kon­fe­ren­zen und dem Hei­li­gen Stuhl für eine „För­de­rung der hei­li­gen Lit­ur­gie“ aus­drück­lich fest­ge­hal­ten ist.

War­nung vor ste­ri­len ideo­lo­gi­schen Polarisierungen
Doch in der Lit­ur­gie wie in ande­ren Berei­chen des kirch­li­chen Lebens müs­se man sich davor hüten, in „ste­ri­le ideo­lo­gi­sche Pola­ri­sie­run­gen“ zu ver­fal­len. Dies gesche­he, wenn man sei­ne eige­nen Ideen als all­ge­mein­gül­tig – und somit letzt­lich als der Rea­li­tät über­ge­ord­net anse­he, mahn­te der Papst. Es gebe in der Lit­ur­gie kei­nen Platz für Selbst­be­zo­gen­heit oder Initia­ti­ven, die das „Wir“ der kirch­li­chen Gemein­schaft außer Acht lie­ßen. „Wenn man sehn­süch­tig ver­gan­ge­nen Ten­den­zen nach­trau­ert oder neue ein­füh­ren will, dann ris­kiert man, einen Teil dem Gan­zen vor­zu­zie­hen, das Ich dem Got­tes­volk, das Abs­trak­te dem Kon­kre­ten, die Ideo­lo­gie der Gemein­schaft und, an der Wur­zel, das Welt­li­che dem Spirituellen.“
Gro­ße Bedeu­tung kom­me dabei auch der Bil­dung zu, schlug Fran­zis­kus den Bogen zu den aktu­el­len Bera­tun­gen der Voll­ver­samm­lung, die unter dem Mot­to „Die lit­ur­gi­sche Bil­dung des Got­tes­vol­kes“ steht. Dazu gehö­re zunächst, die uner­mess­li­che Bedeu­tung der Lit­ur­gie für die Kir­che zu ver­in­ner­li­chen. Doch es sei ein Irr­tum zu glau­ben, die­se Bil­dung allein über Wis­sen zu ver­mit­teln, selbst wenn die­ses ein wich­ti­ger Bestand­teil sei. „Damit die Lit­ur­gie ihre Bil­dungs- und For­mungs­funk­ti­on erfül­len kann, müs­sen die Pries­ter und Lai­en dahin geführt wer­den, ihre sym­bo­li­sche Bedeu­tung und Spra­che zu erfas­sen. Das beinhal­tet die Kunst, den Gesang und die Musik, die im Dienst des zele­brier­ten Mys­te­ri­ums ste­hen, und auch das Schweigen.“

Stän­di­ge Aus­bil­dung von Pries­tern und Laien
Was nun die ein­zel­nen Aus­bil­dungs­schrit­te des Kle­rus und der in die Lit­ur­gie ein­ge­bun­de­nen Lai­en betref­fe, so müs­se ein grö­ße­res Augen­merk auf die stän­di­ge Aus­bil­dung gelegt wer­den: Nach dem Kon­zil kom­me der lit­ur­gi­schen Bil­dung des Kle­rus sogar der „ers­te Rang“ zu (Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um, 14). Er erhof­fe sich nun von den Bera­tun­gen der Kon­gre­ga­ti­on eine kon­kre­te Hil­fe­stel­lung für die Gre­mi­en, die welt­weit mit der lit­ur­gi­schen Bil­dung des Got­tes­vol­kes betraut sei­en, ermun­ter­te der Papst sei­ne Besucher.
Die Lit­ur­gie ist der Weg, auf dem das christ­li­che Leben in jeder Pha­se sei­nes Wachs­tums wan­delt. Ihr habt des­halb eine schö­ne und wich­ti­ge Auf­ga­be: dafür zu arbei­ten, dass das Got­tes­volk die Schön­heit wie­der­ent­deckt, dem Herrn in der Fei­er sei­ner Mys­te­ri­en zu begeg­nen und mit die­ser Begeg­nung in sei­nem Namen zu leben.“
(vati­can news)

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