Zum Tod von Winfried Haunerland
Der Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland starb am Mittwoch, 2. August 2023, nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren.
Winfried Haunerland war der Arbeit des Deutschen Liturgischen Instituts eng verbunden. Mehrfach war er Mitveranstalter der Trierer Sommerakademien und unterstützte die Arbeit des Instituts durch eine Reihe von pastoralliturgischen Publikationen – etwa zu Liturgie und Spiritualität, Liturgie und Mystagogie. Er war im Liturgischen Institut Mitherausgeber von Werkbüchern zur Kindertaufe (Den Glauben weitergeben) und zur kirchlichen Begräbnisfeier (Engel mögen dich geleiten).
Durch seine Mitarbeit in den Gremien im Sprachgebiet war er auch der Arbeit der Redaktion „Liturgische Bücher“ eng verbunden.
Über viele Jahre war Winfried Haunerland Mitglied des Trägervereins des Deutschen Liturgischen Instituts, bis zu seinem krankheitsbedingten Rücktritt vor wenigen Wochen auch engagiertes Mitglied im Vorstand unter dem Vorsitz des Trierer Bischofs Dr. Stephan Ackermann.
Im Geleitwort zur Festschrift (Ecclesia de Liturgia), die anlässlich des 65. Geburtstages von Winfried Haunerland 2021 erschien, würdigte ihn der Vorsitzende der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz und des Deutschen Liturgischen Instituts, Bischof Ackermann:
„Die katholische Liturgie, ob in der konkreten Gestalt ihrer Feier oder in der wissenschaftlichen Reflexion, lässt sich im deutschen Sprachgebiet der letzten Jahrzehnte nicht denken ohne Winfried Haunerland, der nun sein 65. Lebensjahr vollendet. Mag sonst ein solcher Satz gewagt klingen, hier gibt er nur schlicht eine Tatsache wieder.
1956 in Essen geboren – es war ein Gründonnerstag –, wuchs Winfried Haunerland im kurz darauf neugegründeten Ruhrbistum auf. Nach dem Abitur und seinem Studium in Bochum, Tübingen und München wurde er 1981 zum Diakon und 1982 zum Priester geweiht. Es folgten mehrere Jahre Kaplanszeit und Schuldienst in Wattenscheid, ehe er 1985 in München seine akademische Laufbahn wieder aufnahm und 1988 mit seiner Arbeit „Die Eucharistie und ihre Wirkungen im Spiegel der Euchologie des Missale Romanum“ zum Doktor der Theologie promoviert wurde.
1994 schließlich habilitierte er sich, ebenfalls in München, für das Fach Liturgiewissenschaft. Zu dieser Zeit war Winfried Haunerland längst in vielerlei Verpflichtungen eingebunden, sei es als Präfekt am Studienkolleg der Priesteramtskandidaten des Bistums Essen, als Lehrbeauftragter an der Universität Bochum oder als Dozent für Liturgik am Priesterseminar seines Heimatbistums; auch betätigte er sich bereits in verschiedenen internationalen Gremien und Fachvereinigungen.
1996 folgte der frisch Habilitierte dem Ruf nach Österreich, an den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Hochschule bzw. Katholischen Privat-Universität Linz, ehe er im Jahr 2001 an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg wechselte. Zum Zentrum seines ganzen weiteren Wirkens sollte bald aber schon München avancieren, als nur vier Jahre später am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der dortigen Ludwig-Maximilians-Universität eine Vakanz eintrat, ebenso in der Leitung des Herzoglichen Georgianums […]. Winfried Haunerland wurde 2005 wie schon seine Vorgänger Joseph Pascher (1893–1979), Walter Dürig (1913– 1992) und Reiner Kaczynski (1939–2015) mit Lehrstuhl und Direktorat betraut. […]
Und dann der jahrzehntelange Einsatz für die liturgischen Belange in Deutschland und im ganzen Sprachgebiet:
Nach seiner Zeit als Mitglied der Liturgischen Kommission für Österreich zwischen 1996 und 2001 nahm Professor Haunerland im Jahr 2001 seine Beratertätigkeit für die Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz auf, deren Arbeit er bis heute ganz wesentlich mitprägt durch seine Sachkenntnis und Tatkraft, seinen klaren Blick für das Nötige und Mögliche, seine geistige Weite und seine Fähigkeit zu vermitteln, durch seine Loyalität, ja, Liebe zur Kirche.
Es sind dieselben Qualitäten, die Winfried Haunerland auch für andere Gremien unentbehrlich werden ließen. So war er seit 2001 Berater der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Liturgiekommissionen des deutschen Sprachgebietes (IAG), ab 2004 des Forums Liturgie im deutschen Sprachgebiet (FLD) und gehört nun seit 2019 in selber Funktion auch der Konferenz Liturgie im deutschen Sprachgebiet (KLD) an. Außerdem war er von 2004 bis 2012 Mitglied sowie Leiter der Arbeitsgruppe „Andere gottesdienstliche Feiern“ der Unterkommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ – und trug so maßgeblich zur Erarbeitung des neuen Gotteslob bei. Zudem gehörte Professor Haunerland in den Jahren 2005 bis 2013 dem Beratergremium der international besetzten Bischöflichen Kommission Ecclesia celebrans an, die damals mit der Übersetzung liturgischer Bücher und Texte in die deutsche Sprache befasst war. Nicht zuletzt wirkte er auch mit an den revidierten deutschsprachigen Ritualefaszikeln „Die Feier der Kindertaufe“ (2007) und „Die kirchliche Begräbnisfeier“ (2009) sowie am „Manuale“ zur kirchlichen Begräbnisfeier (2012).“
Requiem in St. Ludwig am Freitag, 11. August 2023, 8:00 Uhr (München, Ludwigstraße 22).
Die Beerdigung ist anschließend um 11:15 Uhr auf dem Waldfriedhof München.
* * *
Herr, gib ihm die ewige Ruhe. Lass ihn leben in deiner Liebe.
Münchner Liturgiewissenschaftler Haunerland gestorben (katholisch.de)
Ein großer Verlust für Liturgiewissenschaft und Kirche. Ein Nachruf auf den Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland. (Deutsches Liturgisches Institut, Dr. Marius Linnenborn)