126Zeitschrift Gottesdienst
Ausgabe 14-15/2017

Inhalt

  • Leit­ar­ti­kel: Alter Raum neu ent­deckt. Die Pius-Parsch-Kir­che St. Ger­trud in Klos­ter­neu­burg als „Wie­ge der Volks­lit­ur­gi­schen Bewegung“
  • Die Kul­tur des Sonn­tags­got­tes­diens­tes (2). Eine empi­ri­sche Stu­die in der Erz­diö­ze­se Wien
  • Kir­chen­räu­me erkun­den. Der Kir­chen­raum als lit­ur­gi­scher Lernort
  • Zum Dienst beru­fen. Bau­stei­ne zur lit­ur­gi­schen Ein­füh­rung von Vor­sän­ge­rin­nen und Vor­sän­gern bzw. von Kan­to­rin­nen und Kantoren
  • „Abspei­sen“ – „Abend­mahl“ – „Kom­mu­ni­on“. Unter­schie­de in Wor­ten und Zeichen
  • Für­bit­ten­vor­schlä­ge für den 20. bis 27. Sonn­tag im Jah­res­kreis (A)
  • Aus der Pre­digt von Papst Fran­zis­kus am Fron­leich­nams­fest 2017

 

Editorial 14-15/2017

 

Lie­be Lese­rin­nen und Leser,

beim Durch­blät­tern eines aktu­el­len Kata­logs für Kir­chen­be­darf ist mir für 29,00 Euro ein Gegen­stand begeg­net, von dem ich dach­te, er wäre schon vor sehr lan­ger Zeit aus dem Sor­ti­ment ver­schwun­den: „Bors­ten-Asper­gill, schwarz lackiert, Holz­griff, Bors­ten gebleicht, 14 cm ø, Griff 25 cm lang“.
Die Nach­fra­ge bestimmt ja bekannt­lich das Ange­bot. Mir also vor­zu­stel­len, wie ein Pries­ter bei der Seg­nung der Gemein­de den Mit­tel­gang mit die­sem Weih­was­ser­we­del ent­lang­geht, ließ mich zusam­men­zu­cken – die Asso­zia­ti­on mit einer Toi­let­ten­bürs­te drängt sich förm­lich auf. Bereits 1955 wies Rudolf Fat­tin­ger in sei­ner „Lit­ur­gisch-Prak­ti­schen Requi­si­ten­kun­de“ auf einen wei­te­ren Nach­teil die­ser Form hin: das Trie­fen. Es ist tat­säch­lich so, dass eine schwung­vol­le Arm­be­we­gung mit dem Bors­ten­asper­gill den/die am nächs­ten Stehende/n von Kopf bis Fuß nass wer­den lässt, wäh­rend ande­re kaum etwas vom geweih­ten Was­ser abbekommen.
Von der durch­näs­sen­den Wir­kung ein­mal abge­se­hen, drängt sich die Fra­ge nach der Ästhe­tik lit­ur­gi­scher Gerä­te und der Wür­de der mit ihnen voll­zo­ge­nen Hand­lun­gen auf: Kann eine Bespren­gung mit Weih­was­ser mit­tels eines Asper­gills, das ein­deu­tig nega­ti­ve Asso­zia­tio­nen weckt, als wür­dig und schön emp­fun­den wer­den? Lit­ur­gi­sche Erfah­rung ist in ers­ter Linie sinn­li­che Erfah­rung. Dies trifft vor allem – aber natür­lich nicht nur – auf Fern­ste­hen­de zu, die nur zu beson­de­ren Anläs­sen an einem Got­tes­dienst teil­neh­men und gera­de des­halb auf (un)ästhetische Details ach­ten. Daher wür­de ich mir wün­schen, dass das Bors­ten-Asper­gill zukünf­tig ein Laden­hü­ter bleibt.

Ihr
Unterschrift Uder

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