Ausgabe 21/2020
Zeitschrift GottesdienstInhalt
- Leitartikel: Die Fürbitten. Unter Teilnahme des Volkes – oder doch nicht?
- Sehnsucht nach versöhntem Leben. Symposion der LKÖ 2020
- Den Sonntag heiligen in Zeiten von Corona. Modell für eine einfache Wort-Gottes-Feier
- Vorsicht, Klebstoff! Corona-Beschilderungen in Kirchen richtig anbringen
- Fürbittenvorschläge für den 2. Weihnachtstag – Fest des heiligen Stephanus bis zum 2. Sonntag nach Weihnachten (B)
- Eine neue Stadtkrone für Poing. Ehrung für einen Kirchenbau des 21. Jahrhunderts
Editorial 21/2020
Liebe Leserinnen und Leser,
die Nachricht, dass die evangelische Münstergemeinde in Ulm künftig ihre Heiligen Drei Könige aus der Weihnachtskrippe entfernen möchte, weil sie aus antirassistischen Gründen keinen „schwarzen“ König mehr aufstellen möchte, hat nicht nur Lob, sondern auch viel Unverständnis ausgelöst. Aber handelt es sich dabei wirklich um eine Unterwerfung unter die angebliche „Political Correctness“?
Wer sich mit dem Sachverhalt näher befasst, erfährt schnell, dass die 100 Jahre alte Figur des Melchior in seiner Physiognomie rassistisch geprägte Stereotype der Kolonialzeit zitiert: wulstige Lippen, eine beachtliche Körperfülle und nackte Fußknöchel mit Goldreifen – exotisch und lächerlich zugleich!
Es geht demnach nicht darum, die Krippenfigur auszurangieren, nur weil sie eine Person mit dunkler Hautfarbe darstellt. Gerade die klischeebeladene Darstellungsweise ist es, die heute – Gott sei Dank! – als Stein des Anstoßes wahrgenommen wird. Figuren der Heiligen Drei Könige, die echte Menschen von unterschiedlichen Kontinenten zeigen, sind dagegen eindeutig zu begrüßen. Sinnvoll seien Darstellungen, „in denen dunkelhäutige Menschen sich wiedererkennen können“, hat jüngst auch die Deutsche Bischofskonferenz erklärt.
Doch Karikaturen, die andere Menschen lächerlich machen, haben im Angesicht des menschgewordenen Gottessohnes wirklich nichts mehr verloren.
Ihr