Liturgisches Jahrbuch 1/2017
Inhalt der Ausgabe 1/2017
Editorial
ZU DIESEM HEFT
Thomas Söding
Gottes Gegenwart in seinem Wort. Lukanische Perspektiven zur Theologie der Liturgie
Alexander Deeg
Von der vierfachen Gestalt des Wortes Gottes. Eine evangelische Perspektive zur Frage nach der Christusgegenwart in der Verkündigung der Schrift
Alexander Zerfaß
»Und das Wort ist Fleisch geworden« (Joh 1,14). Zur Gegenwart Christi in der gottesdienstlichen Schriftverkündigung
Buchbesprechungen
Büchereinlauf
Editorial 1/2017: ZU DIESEM HEFT
Das Reformationsgedenken des Jahres 2017 war der Anlass für die evangelische Kirche in Deutschland, eine Neuausgabe der Luther-Bibel vorzubereiten und auf den Markt zu bringen. Ungeplant, aber öffentlich dadurch besonders registriert, erschien zum fast gleichen Zeitpunkt auch die durch die Instruktion Liturgiam authenticam von 2001 geforderte Neuausgabe der bisherigen Einheitsübersetzung, die sukzessive in die Liturgie der katholischen Kirche Eingang finden wird. Für Herbst 2018 ist der erste Band des Messlektionars mit der neuen Einheitsübersetzung angekündigt. Obgleich sich das Projekt einer gemeinsam verantworteten, ökumenischen Neuübertragung der Einheitsübersetzung aus verschiedenen Gründen leider nicht realisieren ließ, weisen die beiden nun erschienenen Bibelausgaben, auch in ihrer unterschiedlichen Tradition, auf das die Kirchen verbindende Fundament des christlichen Glaubens hin, auf die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes.
Es lag deshalb nahe, anlässlich des Reformationsgedenkjahres das erste Heft dieses Jahrgangs bewusst ökumenisch zu gestalten und dafür den Fokus auf die gottesdienstliche Verkündigung der Heiligen Schrift als ein wesentliches Grundelement christlicher Liturgie zu richten. Dabei sollte vor allem der theologisch bedeutsame Gedanke von der Christusgegenwart im Akt der liturgischen Schriftverkündigung in den Mittelpunkt gerückt werden. Drei Theologen, ein Exeget und zwei Liturgiewissenschaftler, nehmen aus je ihrem Blickwinkel dazu Stellung.
Prof. Dr. Thomas Söding, Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität in Bochum, greift auf das lukanische Doppelwerk zurück, da sich hier in besonderer Weise die Verkündigung und Praxis Jesu in der Verkündigung und Praxis seiner Jünger spiegelt. Dabei untersucht er, wie bei Lukas Gottes Gegenwart in seinem Wort zur Sprache kommt und welchen Ort der Gottesdienst darin hat. Für die interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig sind die liturgietheologischen Dimensionen der Exegese, die er abschließend erhebt.
Prof. Dr. Alexander Deeg, Direktor des Instituts für Praktische Theologie an der Universität Leipzig und Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der VELKD in Leipzig, geht von der berühmten Darstellung der Luther-Predigt auf der Predella des Cranach-Altars in der Stadtkirche von Wittenberg aus und beleuchtet von dort den evangelischen Gottesdienst als „WortKult“ mit seinen verschiedenen „Verleiblichungen“. Aus der liturgietheologischen Reflexion ergeben sich interessante Konsequenzen für die gottesdienstliche Verkündigung der Schrift in der evangelischen Liturgie.
Prof. Dr. Alexander Zerfaß, Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, stellt die Bedeutung von Präsenz und Anamnese für den Akt der Schriftverkündigung als Gegenwartsgestalt Christi heraus, den er als „Inkarnationsvorgang“ theologisch deutet. Daraus ergeben sich für ihn Anfragen an die rituelle Performance, die auf das Gesamtgeschehen der Feier (Messfeier oder Wort-Gottes-Feier) Rücksicht nehmen muss.
Alle drei Beiträge bieten spannende Einsichten in die liturgietheologischen und pastoralen Aspekte der gottesdienstlichen Verkündigung und weisen nachdrücklich auf deren ökumenische Relevanz hin.