
Liturgisches Jahrbuch 3/2022
Inhalt der Ausgabe 3/2022
Editorial
Beate Gilles
Liturgie – Zeitzeichen und Quelle des Aufbruchs
Konrad Müller
Zwischen Freiheit und Funktion. Die Materialstelle für Gottesdienst und das Gottesdienst-Institut der Evangelisch‑Lutherischen Kirche in Bayern im Wandel
Uta Raabe
Deutsches Liturgisches Institut – 75 Jahre. Gedanken zum Jubiläum aus der Sicht einer Praktikerin
Miriam Vennemann
Ein liturgischer Morgen oder: »Wer bin ich und wenn ja, wie viele?«
Jonas Maria Hoff
Liturgische Wirklichkeit? Systematisch-theologische Anregungen zu einer liturgiewissenschaftlichen Realismus-Debatte Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Editorial 3/2022: 75 JAHRE DEUTSCHES LITURGISCHES INSTITUT
(Auszug)
Gerade einmal zweieinhalb Jahre waren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen, als am Abend des 17. Dezember 1947, dem Tag der O-Antiphon »O Sapientia«, im Franziskanerinnen-Kloster Maria Stern in Augsburg Mitglieder der dort zu ihrer 11. Sitzung zusammengekommenen Liturgischen Kommission der Fuldaer Bischofskonferenz einen weisen und vorausschauenden Beschluss fassten: »… bewegt von dem Wunsche, das liturgische Apostolat im Sinne der eben zur Kenntnis gelangten Enzyklika Pius’ XII. ›Mediator Dei‹ vom 20.11.47 in den deutschen Diözesen zu fördern, schließen sich die Unterzeichneten (sic!) zusammen zur Gründung eines Liturgischen Instituts.«
Tatsächlich hatte der (italienische) Text der Enzyklika erst zwei Tage vor Beginn der Konferenz durch Vermittlung des luxemburgischen Konsuls beschafft werden können. Die Kommission verstand die Enzyklika, wie es in der Niederschrift der Sitzung festgehalten wurde, als »grundsätzliche Approbation der liturgischen Erneuerungsbewegung durch den Heiligen Stuhl« und fühlte sich somit ermutigt, durch die Gründung einer festen Einrichtung der weiteren Förderung der liturgischen Erneuerung einen starken Impuls zu geben. Unter dem »Gründungsprotokoll« finden sich die Unterschriften von Heinrich von Meurers (1888–1953), Theodor Klauser (1894–1984), Theodor Schnitzler (1910–1982), Theodor Bogler OSB (1897–1968), Johannes Wagner (1908–1999), Klemens Tilmann (1904–1984), Heinrich Kahlefeld (1903–1980), Ludwig Wolker (1887–1955) sowie Romano Guardini (1886–1968), der bei der Sitzung zwar nicht anwesend sein konnte, mit dem die Gründung aber vorbesprochen war und der das Dokument im Nachhinein auch unterzeichnete.
Am folgenden Tag begründete der Trierer Generalvikar von Meurers vor der gesamten Liturgischen Kommission den Beschluss laut Sitzungsniederschrift vor allem aus der »Notwendigkeit einer ausgebauten liturgischen Arbeitsstelle, die imstande sei, sowohl liturgische Arbeitsaufträge des Episkopates auszuführen, wie auch freie Initiative zu entfalten, insbesondere eine liturgische Zeitschrift herauszugeben«. Die beiden Standbeine von Aufträgen bischöflicher bzw. kirchenamtlicher Gremien einerseits und freien Initiativen, Publikationen und Projekten andererseits ziehen sich durch die 75 Jahre des Bestehens des Institutes, das den Weg der liturgischen Erneuerung in Deutschland nachhaltig prägen und fördern konnte.
Marius Linnenborn