Liturgisches Jahrbuch 4/2019
Inhalt der Ausgabe 4/2019
Editorial
ZU DIESEM HEFT
Alexander Zerfaß (Einleitung und Redaktion)
Liturgie: Begegnung mit dem Gott des Exodus? Die deutschsprachige Liturgiewissenschaft im Studienjahr 2018/19
Lea Lerch
Kirchenreform bei Pius Parsch. Zur Verortung der österreichischen „volksliturgischen Bewegung“ in der Reformtheologie der Zwischenkriegszeit
Albert Gerhards
„Gemeinsam am Tisch des Herrn“. Zu einer neuen Studie des Ökumenischen Arbeitskreises
Teresa Berger
Liturgie digital. Zu gottesdienstlichen Vollzügen in Bits & Bytes
Buchbesprechungen
Inhalt 2019
Editorial 4/2019: ZU DIESEM HEFT
Die katholische Kirche in Deutschland hat sich auf den Synodalen Weg gemacht. Noch ist offen, wie dieser Weg im Einzelnen aussehen, in welche Richtung er führen und was sein Ziel sein wird. Getragen ist er aber von der breit geteilten Erkenntnis, dass die Kirche gerade dort der Erneuerung bedarf, wo sie den Menschen den Blick auf die rettende Gegenwart Gottes in dieser Welt verdunkelt oder gar versperrt. Dass dabei auch die Liturgie in den Blick kommen muss, kann nicht verwundern. Denn wenn der Gottesdienst wesentlicher Ausdruck der Kirche und die Quelle ihres Lebens ist, muss gefragt werden, wo Erscheinungsformen der Liturgie der Kirche die gläubige Erfahrung des Wirkens Gottes behindern oder ihr im Wege stehen. Zu der dafür erforderlichen kritischen Reflexion wird auch die Liturgiewissenschaft ihren Beitrag leisten müssen, wie der Sprecher der „Arbeitsgemeinschaft der katholischen Liturgiewissenschaftlerinnen und Liturgiewissenschaftler im deutschen Sprachgebiet“ (AKL), der Salzburger Liturgiewissenschaftler Alexander Zerfaß, einleitend zum diesjährigen Arbeitsbericht herausstellt. Dieser gibt wieder einen nach einzelnen Universitäten und Hochschulen aufgeschlüsselten Einblick in die derzeitigen Arbeitsfelder, in denen die deutschsprachige Liturgiewissenschaft forscht und lehrt.
Die weiteren Beiträge dieses Heftes spannen einen weiten Bogen. Lea Lerch, Wissenschaftliche Assistentin am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg, weist darauf hin, dass das theologische Profil des Klosterneuburger Chorherrn Pius Parsch noch einer intensiven Erforschung harrt. Sie zeigt auf, wie bei ihm die ekklesiologische Rede vom „Leib Christi“ auf seine Gemeindetheologie und sein Verständnis von „Volks“-Liturgie ausstrahlte und in welcher Spannung dieses Verständnis zum gnadenhaften Wirken Gottes in der Liturgie stand. Es wird deutlich, dass hier weitere interessante Studien anknüpfen können.
Im September 2019 wurde mit großer medialer Aufmerksamkeit ein beachtenswertes Dokument des „Ökumenischen Arbeitskreises“ (ÖAK) vorgestellt. Unter dem Titel „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ entwirft es aus einer umfassenden biblisch-theologischen Grundlegung und einer breiten (liturgie-)geschichtlichen Vergewisserung Perspektiven für ein neu zu denkendes Verhältnis zwischen Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft. Es führt zum Votum für eine Teilhabe an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der jeweiligen liturgischen Tradition. Albert Gerhards, em. Professor für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, stellt als langjähriges Mitglied des ÖAK dieses bedeutende Dokument vor und wirbt für eine vorbehaltlose, gleichwohl kritische Rezeption des Votums, das – wie Bischof Georg Bätzing (Limburg) betont – auch im Blick auf den Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2020 Relevanz besitzt.
Abschließend dokumentiert das Heft einen Vortrag der an der Yale-University in New Haven lehrenden Liturgiewissenschaftlerin Teresa Berger, die in Münster auf die Rolle der Digitalisierung für die Liturgie und die Liturgiewissenschaft hinwies. Sie plädiert dafür, die „bunte, weite Welt digital-mediatisierter gottesdienstlicher Vollzüge“ nicht nur wahrzunehmen, sondern auch ein liturgiewissenschaftliches Forschungsprofil zu entwickeln, das die längst nicht mehr so neuen Praktiken digitaler Breitenreligiosität reflektiert und damit die Formenvielfalt der ecclesia orans in den Blick nimmt.