
Liturgisches Jahrbuch 4/2021
Inhalt der Ausgabe 4/2021
Editorial
Alexander Zerfaß (Einleitung und Redaktion)
Gottesdienst und Religiosität. Die deutschsprachige Liturgiewissenschaft im Studienjahr 2020/21
Julia Knop
Segnen, was Gott geschaffen hat. Dogmatisch-theologische Überlegungen zur Benediktion gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
Thomas Melzl
Durch Gottes Wort und Gehet geheiligt. Luthers Verwendung der Stelle 1 Tim 4,4 f. und ihre Bedeutung für die Praxis evangelischer Benediktionen
Dominik Abel
»Von Melchisedek zur Pastoralreferentin«. Bericht von der Jahrestagung der AKL-Junior vom 19. bis 20. Februar 2021
Inhalt 2021
Editorial 4/2021: EDITORIAL
Wie sehr das kirchliche Leben und darin der Gottesdienst vor neuen Herausforderungen stehen, wird in der gegenwärtigen Lage mehr denn je bewusst. Der Missbrauchsskandal und seine schleppend-schwierige Aufarbeitung, der allenthalben beklagte Reformstau in der Kirche und die allgemeinen religionssoziologischen Tendenzen unter den Vorzeichen von Pluralität und Individualität treffen auf eine Gesellschaft, die sich seit rund zwei Jahren in einer pandemischen Ausnahmesituation befindet. Diese Gemengelage kann nicht ohne Konsequenzen für die Feier der Liturgie und ihre praktisch-theologische Reflexion bleiben. Dies wird einmal mehr in den Beiträgen dieses Heftes deutlich.
Wie seit Jahren üblich bietet der Bericht über die deutschsprachige Liturgiewissenschaft im Studienjahr 2020/21 einen Blick in die Werkstatt der liturgiewissenschaftlichen Forschung. Auch hier zeigt sich, wie neben der unverzichtbaren Grundlagenforschung die aktuellen Herausforderungen aufgenommen und in verschiedenen Formaten diskutiert wurden und werden. Wohl kaum ein Lehrstuhl oder ein Institut hat nicht auf die gegenwärtigen Gegebenheiten und Entwicklungen in Forschung und Lehre reagiert, auch wenn dies zumeist in der schon fast »normalen« Weise des digitalen Austauschs stattfinden musste. Erfreulich war es deshalb, dass innerhalb des Zeitfensters, das die persönliche Begegnung in größerem Tagungskreis ermöglichte, der Kongress der »Arbeitsgemeinschaft katholischer Liturgiewissenschaftlerinnen und Liturgiewissenschaftler« (AKL) in Salzburg stattfinden konnte. Über die Rolle der »Breitenreligiosität« und ihr Verhältnis zum Gottesdienst in den verfassten kirchlichen Formen wurde eingehend in interdisziplinärem Austausch debattiert. Der Sprecher der AKL, Alexander Zerfaß (Salzburg), erläutert das Thema eingangs des diesjährigen Berichts.
Im zurückliegenden Jahr führte das »Responsum ad Dubium«, mit dem die römische Glaubenskongregation am 15. März 2021 die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften angelehnt hatte, zu intensiven Diskussionen und zu heftiger Kritik. Trotzdem fanden im Rahmen der Aktion #liebegewinnt vielerorts in Deutschland am 10. Mai 2022 öffentliche Segnungsfeiern statt, zum Teil mit der bischöflichen Versicherung, mitwirkende Priester nicht zu maßregeln. Die Debatte über Segnungen von homosexuellen Paaren wurde damit auch innerhalb der Theologie befeuert. Julia Knop, Professorin für Dogmatik an der Universität Erfurt, hat verschiedentlich in den Medien dazu Stellung genommen. Hier versucht sie aus einer Theologie der Benediktion, gründend in der Schöpfungstheologie, eine Perspektive für eine liturgische Besiegelung homosexueller Partnerschaften zu entwickeln. Dass Benediktionen zunehmend auch in der evangelisch-lutherischen Tradition theologisch reflektiert werden, macht der Beitrag von Thomas Melzl deutlich. Er greift Luthers Auslegung von 1 Tim 4,4 f. auf und fragt, was daraus für die Theologie und Praxis der evangelischen Segnungen folgt. Hintergrund ist die aktuell durchgeführte Revision der Agenden zu den Einweihungshandlungen, die in Kongruenz zum Band für die Personalbenediktionen (Berufung, Einführung, Verabschiedung … Hannover 2012) entwickelt werden. Es zeigt sich, dass 1 Tim 4,4 f. nicht nur eine theologische Perspektive enthält, sondern mit »Schriftlesung« und »Gebet« auch zwei wesentliche Kernhandlungen der Segnungen begründen kann.
Während der Kongress der AKL in Salzburg im Spätsommer wieder in Präsenzform stattfinden konnte, musste die AKL-Junior, die Vereinigung der Frauen und Männer, die an Dissertation oder Habilitation im Fach Liturgiewissenschaft arbeiten, im Online-Format tagen. Dominik Abel (Erfurt) berichtet über das Treffen, das sich unter dem Titel »Von Melchisedek zur Pastoralreferentin « mit Amt und Ordination befasste und damit weitreichende Aspekte von Priesteramt, Kirchenbild und Ökumene diskutierte.