
Ausgabe 10/2023
Zeitschrift Gottesdienst
Inhalt
- Leitartikel: Fronleichnam 3.0. Überlegungen zur heutigen Gestalt(ung) der Fronleichnamsliturgie
- Laienpredigt stärken. Liturgische Reformforderungen des Synodalen Wegs – Teil 1
- Zeit des Hörens und des Antwortens. Impulse für die Feier der Pfingstvigil
- Fürbittenvorschläge für das Hochfest Fronleichnam (A) und den 10. Sonntag im Jahreskreis (A)
- Einführungen zu den Schriftlesungen: 10. bis 15. Sonntag im Jahreskreis (A)
- Liturgie – doch nur Hokuspokus?! Liturgiewissenschaftler/innen erkundeten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Liturgie und Magie
- Huub Oosterhuis †
Editorial 10/2023
Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich einmal folgendes Szenario vor: Bei einer Eucharistiefeier werden nur große Hostien verwendet, die bei der Brotbrechung sorgfältig in kleine Stücke geteilt werden. Angesichts der Anzahl der Mitfeiernden dauert dieser Vorgang etwas länger als sonst. Während dieser Zeit wird das Magnificat gesungen. Die Kommunion dürfen alle, die dies wollen, unter beiden Gestalten empfangen. Für die Gestalt des Weines steht neben dem Kelch ein Krug, aus dem gleichzeitig mit der Brotbrechung in die von Kommunionhelfer/innen herbeigebrachten kleineren Kelche das Blut des Herrn verteilt wird.
Allen Mitfeiernden wird bewusst: Eucharistie hat etwas mit Mahl zu tun. Es wird Brot geteilt und Wein ausgeschenkt, es wird gegessen und getrunken. Übrigens: Die großen Hostien haben eine Dicke, die es ermöglicht, dass der Leib des Herrn beim Empfang wirklich als Bissen erfahrbar wird. Und es geschieht sichtbar etwas am Altar: Er ist Mittelpunkt eines Geschehens, ein Tisch, auf dem ein Mahl bereitet wird – sicher bescheiden, aber doch deutlich erkennbar. Die Purifikation, in vielen Messfeiern leider die eindrücklichste Aktion, geschieht erst nach dem Abschluss der Feier an der Kredenz.
Ich gebe zu, dieses Szenario beruht nicht auf eigenem Erleben. Es ist lediglich eine Träumerei. Aber was wäre eigentlich, wenn Liturgie öfter so gefeiert werden würde, wie gerade beschrieben? Würde dadurch das Gespür der Gläubigen dafür, was Eucharistie ist, wachsen, vielleicht sogar mehr als durch fromme Erklärungen?
Ihr