
Ausgabe 3/2022
Zeitschrift Gottesdienst
Inhalt
- Leitartikel: Die Unterscheidung der lex orandi. Stärkung der Liturgiereform und ihrer theologischen Anliegen
- Liturgischer Neustart. Was lohnt sich, „nach Corona“ beizubehalten? Was muss neu belebt werden? – Teil 2
- Fürbittenvorschläge für den Aschermittwoch und den 1. Sonntag der Fastenzeit (C)
- Einführungen zu den Schriftlesungen: 2. Sonntag der Fastenzeit (C) bis Palmsonntag (C)
- Lesung aus. Gedanken zum Vorlesen und Zuhören im Gottesdienst
- Neue Bestimmungen für die Feier der vorkonziliaren Liturgie
Editorial 3/2022
Liebe Leserinnen und Leser,
auf Einladung des Deutschen Liturgischen Instituts war Kardinal Joseph Ratzinger am 4. Dezember 2003 in Trier zu Gast. Anlass war der 40. Jahrestag der Liturgiekonstitution, der er einen vielbeachteten Festvortrag widmete. Darin sprach der Kardinal durchgehend von „Partizipation“ aller Mitfeiernden, vermied aber den Begriff „tätige Teilnahme“, da dieser – entgegen der Intention der Konzilsväter – von aktionistischen und aktivistischen Missverständnissen belastet sei.
Ratzinger hatte hierbei vor allem Gottesdienste im Blick, die von „Betriebsamkeit“ geprägt sind. Diese verhindere, dass die Augen des Herzens aufgehen und wir spüren können, dass wir als Feiernde vor dem Thron Gottes stehen. Sein Gegenrezept war nicht die „Alte Messe“: Wahre Partizipation sei von Einfachheit der Riten geprägt.
Sie ständen im Zusammenhang mit der Verständlichkeit der Liturgie und ihrem Mitvollzug. Das Drama des Pascha-Mysteriums, die Gegenwart des Gekreuzigten und Auferstandenen, um die es in der Liturgie geht, müsse in Wort und Zeichen wirklich erfahrbar sein. Das könne nur geschehen in einer liturgischen Einfachheit, die der Einfachheit des unendlichen Gottes gerecht wird.
Auch heute noch handelt es sich dabei um einen bemerkenswerten Denkanstoß, der den Weg in die Zukunft nicht in der Vergangenheit sieht. Vielmehr rief Kardinal Ratzinger Grundkonstanten ins Bewusstsein zurück, an denen sich liturgisches Feiern zeitübergreifend messen muss.
Ihr