Ausgabe 6–7/2021
Zeitschrift GottesdienstInhalt
- Leitartikel: Willkommen im Leben, kleiner Segen! Segensfeiern für Familien mit Babys und Segensfeiern für werdende Eltern
- Bräutigam, Nährvater, Arbeiter. Der heilige Josef in Liturgie und Frömmigkeit
- Bleib bei uns. Impuls für eine Eucharistische Anbetung in der Osterzeit
- Tolle et lege! – Nimm und LIES! Die Gestaltung des Antwortpsalms ohne Kantorengesang
- Fürbittenvorschläge für den 4. Sonntag der Osterzeit (B) bis Pfingsten – Am Tag (B)
- Einführungen zu den Schriftlesungen: 2. Sonntag der Osterzeit (B) bis Christi Himmelfahrt (B)
- Gottes-Schwung. Ein künstlerisches Kirchenraumprojekt in St. Dionysius, Rheine
- Eine Frage der Perspektive. Wenn man Gottesdienst nur via Medien mitfeiern kann
- Oratio super populum. Mit Gottes Segen auf dem Weg zum Osterfest
Editorial 6–7/2021
Liebe Leserinnen und Leser,
seit mehr als einem Jahr hat die Corona-Pandemie auch die Liturgie fest im Griff. Nicht nur die Gestalt der Feier, auch die Legitimation von Gottesdiensten in dieser Situation wird bis heute diskutiert. Als Argument für deren Feier wird oft angeführt, dass die Gottesdienste für viele Menschen existentielle Bedeutung haben. Gleichzeitig wird die Absage von Gottesdiensten als Ausdruck der Nächstenliebe oder der Solidarität verstanden.
Vom einzelnen Menschen her gedacht, ist ein solcher Blick sicher wertvoll; er betont die spirituelle und diakonische Funktion des Gottesdienstes. Weil diakonisches Handeln der Kirche heute die größte Akzeptanz in der Gesellschaft findet, kann die Kirche versucht sein, auch die Liturgie vorrangig unter diesem Aspekt zu legitimieren.
Die kirchenstiftende Funktion des Gottesdienstes tritt dabei leicht in den Hintergrund. Zuinnerst konstituiert sich Kirche dort, wo Menschen sich versammeln, um Gottes Wort zu hören, in Lobpreis, Dank und Bitte vor Gott darauf zu antworten und so den Auftrag Jesu zu erfüllen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Wenn die Kirche – und damit sind alle Getauften gemeint – in diesem Dienst für die Menschen, aus dem auch ihr caritatives und missionarisches Handeln entspringt, ihren tiefsten Sinn erkennt, ist für sie der Gottesdienst weitaus mehr als eines ihrer „Angebote“, auf das unter besonderen Umständen „verzichtet“ werden kann.
Ihr
Marius Linnenborn