10Synodenbeschluss Gottesdienst 1

Gemein­sa­me Syn­ode der Bis­tü­mer in der Bun­des­re­pu­blik Deutschland 

„Seit der Auf­er­ste­hung Jesu Chris­ti ver­sam­meln sich Men­schen im Namen Jesu, des Herrn, um Gott zu dan­ken und sei­ner gro­ßen Taten für das Heil aller Men­schen zu geden­ken, um sich zu stär­ken im Bekennt­nis des gemein­sa­men Glau­bens und um ihr Leben auf das ver­hei­ße­ne Reich Got­tes auszurichten. 

In ihrem Got­tes­dienst bewahrt und bezeugt die Kir­che die Fül­le ihres Glaubens. 

Im Lau­fe der Geschich­te hat die Kir­che immer wie­der stau­nend und dank­bar neue, sich ergän­zen­de Aspek­te ihres lit­ur­gi­schen Han­delns wahr­ge­nom­men oder wie­der­ent­deckt – in der Fei­er der Eucha­ris­tie, der ande­ren Sakra­men­te und aller übri­gen Arten got­tes­dienst­li­cher Ver­samm­lung. Dabei ist sie sich bewusst, dass der Sinn der got­tes­dienst­li­chen Fei­er und des lit­ur­gi­schen Gesche­hens nur von dem ganz ver­stan­den wer­den kann, der den christ­li­chen Glau­ben teilt. 

Nach der Über­zeu­gung der Chris­ten unter­schei­det sich die got­tes­dienst­li­che Ver­samm­lung wesent­lich von ande­ren Zusam­men­künf­ten und kirch­li­chen Ver­an­stal­tun­gen. Denn in der lit­ur­gi­schen Ver­samm­lung wird ‚die Gegen­wart des Herrn‘ gefei­ert: Er – der Herr der Kir­che – ruft sein Volk zusam­men, damit es sei­ne Wor­te und Wei­sun­gen hört; er schenkt sich in man­nig­fa­chen Zei­chen; er gibt uns die Kraft zur Ant­wort und lässt uns anneh­men, was er gewährt. Er stärkt den Glau­ben sei­ner Gemein­de und eint sie in sei­ner Liebe. – 

Lit­ur­gie grün­det dar­auf, dass Gott selbst der Han­deln­de ist. Got­tes­dienst bedeu­tet nicht, dass Men­schen über Gott ver­fü­gen wol­len, son­dern dass sie sich ihm zur Ver­fü­gung stel­len. Im Zen­trum des Got­tes­diens­tes steht nicht unse­re Akti­vi­tät, son­dern Got­tes befrei­en­de Tat, die in und durch Jesus Chris­tus gegen­wär­tig wird. Des­halb ver­ste­hen Chris­ten ihre got­tes­dienst­li­che Ver­samm­lung – auch bei 
schlich­ten äuße­ren For­men – als Fei­er. Got­tes Ein­satz für den Men­schen macht ihr Mühen kei­nes­wegs über­flüs­sig, über­steigt es aber in einer Wei­se, die sich nur ahnen lässt. 

Sie fei­ern nicht ihre Taten, son­dern sein Erbar­men. Sie sind über­zeugt, dass Gott in Jesus Chris­tus das Ent­schei­den­de getan hat. Erlö­sung erwar­ten sie nicht durch ihre eige­nen Leis­tun­gen, son­dern durch ihn, der geret­tet hat und ret­tet. Dar­um kom­men die Chris­ten zusam­men, um in den wech­seln­den Situa­tio­nen des Lebens die­se Bot­schaft immer bes­ser zu begrei­fen und von ihr durch den Geist Jesu Chris­ti ergrif­fen zu werden. 

Sie ver­sam­meln sich, um ihre Dank­bar­keit gemein­sam aus­zu­drü­cken, aber auch ihre Schuld und ihr Ver­sa­gen zu beken­nen. Sie kön­nen nicht auf­hö­ren, von ihrer Hoff­nung zu sin­gen und zu träu­men und sehen dar­in einen uner­setz­li­chen Dienst an der Mensch­heit. Sie fei­ern nicht, um dem All­tag zu ent­flie­hen, son­dern um ihn in der Kraft Got­tes zu bestehen im Dienst am Nächs­ten. Durch ihre got­tes­dienst­li­chen Fei­ern und durch das, was dar­in geschieht, beken­nen sie ihren Glau­ben, der sich voll­endet, wenn er in der Lie­be wirk­sam wird.“ 

(Gemein­sa­me Syn­ode der Bis­tü­mer in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Syn­oden­be­schluss Got­tes­dienst 1, Würz­burg 1976) 

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