Palmsonntag zuhause – mit Kindern
Die Erzählung des Einzugs Jesus in Jerusalem neu hören
Die Erzählung des Einzugs Jesus in Jerusalem erscheint im ersten Augenblick sehr einfach, doch birgt sie durchaus spannende Punkte, über die mit den Kindern gesprochen werden kann. Um die Kinder neu an die Geschehnisse von damals heranzuführen, kann die Geschichte aus einer anderen Perspektive nacherzählt werden.
Wie würde die Geschichte z. B. aus der Sicht eines anwesenden Kindes oder Tieres erlebt worden sein? (Beispieltext s. unten). Oder was hätten die Jünger erzählt? Welche Fragen hätten sie sich möglicherweise gestellt, als sie den Esel holten und was wäre ihnen durch die Köpfe gegangen, als in Jerusalem plötzlich alle Menschen zu Jesus kamen? Wären sie stolz auf ihren Meister gewesen? Wäre es ihnen unangenehm gewesen oder waren sie einfach nur überwältigt von dieser Art des Willkommens?
Beispielgeschichte
Aus der Sicht eines Kindes, das zufällig erlebte, wie Jesus nach Jerusalem kam, wird das Evangelium vom Einzug in Jerusalem erzählt. Zur Auflockerung können an manchen Stellen Szenen aus der Geschichte nachgestellt werden. In dem Vorschlag unten wäre es zum Beispiel möglich, dass die Kinder, die schon Palmwedel haben, einmal zeigen, wie sie sich vorstellen, auf welche Weise die Leute Jesus begrüßt haben. Oder wenn Tücher/Decken vorhanden sind, können diese von den Kindern vorab auf den Fußboden gelegt werden, um so einen Weg zu bilden.
Als Ada an diesem Tag nach Hause kommt, ist sie sehr nachdenklich. Es war ein ganz außergewöhnlicher Tag. Als ihr Vater sie begrüßt, bemerkt er ihr verträumtes Gesicht.
„Was ist denn los, Ada? Du schaust so komisch“, spricht er sie besorgt an. Aber Ada schüttelt nur den Kopf. „Alles in Ordnung, Papa. Ich habe heute nur etwas ganz Tolles erlebt.“ Adas Mutter, die gerade das Zimmer betritt und die letzten Worte ihrer Tochter mitgehört hatte, geht zu ihr. Sie hat noch das Gemüse in der Hand, das sie gleich für das Abendessen zu einem Eintopf verarbeiten wird.
„Was hast du denn so Tolles erlebt?“, fragt die Mutter interessiert und legt das Gemüse auf einem kleinen Tisch ab.
„Heute ist ein König in die Stadt gekommen!“, ruft Ada und während sie das sagt, fangen ihre Augen an zu glänzen.
„Ein König?“, fragt der Vater verwundert. „War Herodes etwa zu Besuch? Das ist aber ungewöhnlich, dass er mal aus seinem Palast herauskommt.“
„Nein, nicht der olle Herodes. Ein ganz anderer König war da. Der kam auf einem Esel“, erklärt Ada und wedelt aufgeregt mit den Händen in der Luft. Aber ihre Eltern verstehen sie nicht.
Plötzlich kommt auch Adas kleiner Bruder Levi nach Hause. Er hält einen langen, grünen Palmwedel in der Hand mit dem er freudig durch die Luft fächelt.
„Da!“, ruft Ada. Sie rennt auf ihren Bruder zu und reißt ihm den Wedel aus der Hand. Levi will noch protestieren, aber da ist Ada mit dem Palmwedel schon wieder bei ihren Eltern.
„Genau so haben die Leute in der Stadt den König auf dem Esel begrüßt! Alle waren ganz fröhlich und haben ihm zugejubelt“, berichtet Ada stolz und schwingt den Palmwedel über den Köpfen ihrer Eltern hin und her.
„Ja, und manche haben sogar ihre Kleider auf dem Boden geworfen, damit der Esel darüber laufen kann!“, ergänzt Levi den Bericht seiner Schwester. Die beiden waren nämlich gemeinsam zum Spielen draußen, als der ungewöhnliche Eselreiter kam.
Aber Adas und Levis Eltern wissen immer noch nicht, wovon oder von wem ihre Kinder ihnen so merkwürdige Sachen erzählen. Ada spürt das und es ärgert sie. Leider hat sie nicht gehört, wie der König heißt, der in ihre Stadt eingezogen ist.
„Levi, weißt du, wie der fremde König heißt?“, fragt Ada ihren Bruder in der Hoffnung, dass dann die Eltern endlich wüssten, von wem die beiden reden.
„Nein.“ Levi schüttelt mit dem Kopf. „Wie er heißt, weiß ich nicht. Aber ein paar Leute haben ‚Hosanna, dem Sohn Davids!‘ gerufen.“ Levi überlegt einen Augenblick. „Mama, was heißt ‚Hosanna‘?“
Die Mutter lächelt und antwortet: „Das heißt: ‚Hilf doch!‘“
„Warum brauchen denn die Menschen Hilfe?“, fragt Levi weiter. „Die wirkten nicht so, als ob die Schwierigkeiten hätten.“
„Tja, das weiß ich auch nicht“, zögert die Mutter, „Vielleicht brauchen die Menschen ganz unterschiedliche Hilfe?“
„Und deswegen haben sich die Leute so gefreut, als der König kam, weil er den Leuten jetzt hilft?“, wundert sich Levi, der sich nicht vorstellen kann, wie ein einziger Mensch so vielen anderen Menschen helfen soll, wenn sie doch so unterschiedliche Probleme zu haben scheinen.
„Jedenfalls“, ruft Ada dazwischen, „hat er sich auch um die Kinder gekümmert. Er hat sie sogar genauso gegrüßt wie die Erwachsenen. Voll nett!“
„Da habt ihr es“, brummt der Vater, „das war dann sicher kein König. Was für ein König reitet denn auf einem armseligen Esel und spielt mit Kindern?“
Auszug aus: Jesus kommt! Kinder im Palmsonntags-Gottesdienst (6212 shop.liturgie.de)
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